In der Kohlenwasserstoffchemie kann man immer wieder ein gleiches Muster beobachten: In einer "heroischen Phase" werden Kohlenwasserstoffe, von denen man sich ungewçhnliche strukturelle und elektronische Eigenschaften verspricht und die häufig über eine hohe Reaktivität verfügen, zunächst von den Pionieren auf diesem Gebiet hergestellt. Nach dieser Phase, die oft eher durch Scheitern als Gelingen charakterisiert ist, ruht das Gebiet (gelegentlich für Jahrzehnte), bis es schließlich mit neuem Schwung aufgegriffen wird. Meistens sind dafür neue präparative Zugänge verantwortlich, und bislang praktisch unerreichbare Verbindungen werden zu "normalen" Ausgangsmaterialien; Adamantan, [2.2]Paracyclophan, die Triquinacene und die Dendralene sind typische Beispiele für diese Entwicklung.Was Pentalen (1; Schema 1) anbelangt, endete die Entdeckungsphase in den 1970er Jahren mit den berühmten Arbeiten von Hafner und Mitarbeitern, die zeigten, dass sich nicht nur das lange gesuchte 1 herstellen und charakterisieren lässt, sondern dass mit ihren Methoden auch Derivate von 1 erhalten werden kçnnen. [1] Als antiaromatische 4n-Kohlenwasserstoffe -formal handelt es sich bei ihnen um "kurzgeschlossene" und daher planare Cyclooctatetraenesind viele dieser Substanzen äußerst kurzlebig und gehen beispielsweise leicht Dimerisierungen ein. Dennoch gelang es, mit 1,3,5-Tri-tert-butylpentalen (2), einem tiefblauen, thermisch stabilen Feststoff (Schmp. 59 8C), den ersten isolierbaren Vertreter dieser Substanzklasse herzustellen. [2] Die bemerkenswerteste, wenngleich von der Theorie erwartete, elektronische Eigenschaft von 2 ist die Alternanz seiner Doppelbindungen. NMR-Spektroskopisch wurde gezeigt, dass die Energiebarriere zwischen 2 und seinem Valenzisomer 2' rund 4 kcal mol À1 beträgt, wobei die antiaromatische, delokalisierte Struktur 3 als Übergangszustand wirkt.Ein alternativer, seit langem bekannter Weg zur Stabilisierung reaktiver organischer Moleküle besteht in ihrer Anellierung mit aromatischen Ringsystemen. Im Falle des Pentalens (1) würde dies die Herstellung von Benzopentalen (4) und Dibenzopentalen (5) bedeuten. Beide Verbindungen sind seit langer Zeit bekannt; der Kohlenwasserstoff 5, der 1912 erstmals von Brand synthetisiert wurde, [3] konnte gerade seinen hundertsten Geburtstag feiern.Die gezielte Nutzung von Pentalenen als Bausteine für komplexere Strukturen erfordert Synthesewege, die in hoher Ausbeute und mit hoher Regioselektivität verlaufen -und über genau diese ist in den letzten Jahren immer häufiger berichtet worden, eine Entwicklung, die im Wesentlichen von zwei Faktoren getrieben wird: auf der einen Seite von immer leistungsfähigeren Methoden zur Herstellung dieser Substanzen und auf der anderen von ihrer rasch zunehmenden Verwendung als Komponenten neuer "elektronischer Materialien" (siehe unten).Bei der Synthese von Derivaten von 4 und 5 kçnnen sich die Substituenten in den olefinischen oder den aromatischen Positionen befinden und bereits in der Startphase oder erst zum Syntheseschluss eingeführt werden. Bei d...