Diverse Schulen der Deutschschweiz haben in den letzten Jahren aus Eigeninitiative damit begonnen, ihren Unterricht in Richtung personalisierten Lernens weiterzuentwickeln, und ziehen zur Unterstützung häufig auch digitale Medien bei. Inwiefern und wie digitale Medien in Schulen mit personalisierten Lernkonzepten eingesetzt werden, wurde im deutschsprachigen Raum bislang jedoch noch nicht erforscht. Auch international liegen erst wenige empirische Untersuchungen vor, die den allgemeinen Einsatz digitaler Medien sowie deren Wirksamkeit in personalisierten Unterrichtsformen analysiert haben. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Arbeit der übergeordneten Forschungsfrage nach, welche Rolle digitale Medien in Deutschschweizer Schulen mit personalisierten Lernkonzepten spielen. Da verschiedene inhaltliche Aspekte unter personalisiertem Lernen subsumiert werden, wird das Konzept anhand zweier Dimensionen empirisch untersucht („offene Lehr- und Lernformen mit digitalen Medien“ sowie „Mitbestimmungs- und Wahlmöglichkeiten der Schüler:innen mit digitalen Medien“). Zu diesem Zweck werden einerseits auf der Angebotsseite des Unterrichts offene Lehr- und Lernformen, wie beispielsweise Planarbeit oder Projektunterricht, die durch digitale Medien unterstützt werden, in den Fokus gerückt. Solche offenen Lehr- und Lernformen mit digitalen Medien sind durch phasenweise selbstständige Schüler:innenarbeit geprägt, in denen die Lehrpersonen als Lernbegleiter:innen die Schüler:innen individuell unterstützen. Andererseits wird auf der Nutzungsseite untersucht, ob und wie häufig Schüler:innen beim Lernen mit digitalen Medien die Vorgehensweise, den Lerninhalt oder die Zeiteinteilung mitbestimmen können. Für solche Mitbestimmungs- und Wahlmöglichkeiten beim Lernen mit digitalen Medien stellen offene Unterrichtsformen eine Voraussetzung dar. Die Stichprobe der quantitativen Analysen bilden 31 Sekundarschulen mit insgesamt 1017 Schüler:innen der 8. Klasse. Diese 31 Schulen hatten bereits personalisierte Lehr- und Lernformen implementiert und nahmen im Jahr 2013 an einer Online-Befragung im Kontext des perLen-Projekts (2013–2015) teil. Die Daten für die qualitativen Analysen wurden im Jahr 2016 basierend auf einer Online-Befragung erhoben und umfassen elf leitfadengestützte Interviews sowie Unterrichtsbeobachtungen aus drei Schulen mit einer hoch ausgeprägten Nutzung digitaler Medien. Die in Artikel 1 dargestellten deskriptiven Analysen zeigen, dass die grosse Mehrheit der Schüler:innen in personalisierten Unterrichtsformen digitale Medien nutzt. Zudem ergibt ein Vergleich mit der nationalen ICILS-Stichprobe des Jahres 2013, dass die untersuchten Schulen mit personalisierten Lehr- und Lernformen im Mittel mehr als doppelt so häufig Computer im Unterricht nutzen als eine durchschnittliche Schweizer Schule. Hinsichtlich der zwei Dimensionen zeigen Ergebnisse eines Strukturgleichungsmodells in Artikel 1, dass durch digitale Medien unterstützte offene Lehr- und Lernformen in einem positiven Zusammenhang mit den selbst eingeschätzten ICT-Kompetenzen und diesbezüglichen Überzeugungen der Schüler:innen stehen. Ob die Schüler:innen beim Lernen mit digitalen Medien die Vorgehensweise, den Lerninhalt oder die Zeiteinteilung mitbestimmen können, hat hingegen keinen Einfluss auf die wahrgenommenen ICT-Kompetenzen und diesbezüglichen Überzeugungen der Schüler:innen. Weitere Ergebnisse des Strukturgleichungsmodells, die in Artikel 2 publiziert wurden, deuten darauf hin, dass die zwei Dimensionen zwar in geringem Ausmass, aber gleichwohl signifikant positiv einzelne Subdimensionen der Unterrichtsqualität beeinflussen: Wird vermehrt in offenen Lernumgebungen mit digitalen Medien unterrichtet, geht dies mit einer höheren Schüler:inneneinschätzung der kognitiven Aktivierung einher. Dürfen die Schüler:innen beim Lernen mit digitalen Medien zudem vermehrt die Vorgehensweise, den Lerninhalt oder die Zeiteinteilung mitbestimmen, nehmen sie auch die konstruktive Unterstützung durch die Lehrperson als grösser wahr. Die von den Schüler:innen eingeschätzte Klassenführung scheint hingegen nicht beeinflusst zu werden. Anhand der drei vertiefenden Fallstudien in Artikel 3 lassen sich wiederum unterschiedliche Alltagspraktiken beschreiben, die sich darauf beziehen, wie digitale Medien auf der Schulebene sowie im Unterricht eingesetzt werden: Während Schule A die digitalen Medien selektiv nach den individuellen Präferenzen der Lehrpersonen einsetzt, orientiert sich Schule B in der Tendenz an den individuellen Vorlieben der Schüler:innen. Lediglich Schule C setzt digitale Medien systematisch gemäss einer gesamtschulischen Strategie ein. Insgesamt weisen die quantitativen wie auch die qualitativen Befunde darauf hin, dass noch viel Potenzial besteht, personalisierte Lehr- und Lernformen durch den Einsatz digitaler Medien zu unterstützen.