“…Im «Fall der Ellen West» beschreibt Binswanger [1944] eingehend eine pathologische Entwicklung, die heute ohne grosses Zögern als primäre Anorexie angese hen würde [Meyer, 1961;Schütze, 1980], Binswanger, Bleuler und ein namentlich nicht genannter Psychiater kommen zur Annahme einer Schizophrenia simplex, wogegen Kraepelin -andekdotischerweise sei die unter schiedliche Auffassung hier erwähnt -eine Melancholie als Grunderkran kung diagnostizierte [Binswanger, 1944], Psychodynamisch orientierte Therapieansätze, vor allem im Rahmen familientherapeutischer Verfahren, rücken die primäre Anorexia nervosa, die nosologisch streng diflferenzierbar von sekundärem magersüchtigem Verhalten bei anderen psychischen Grunderkrankungen erscheint, eindeutig in die Nähe der schizophrenen Störungen [Thomae, 1961;Bruch, 1967;Goodsitt, 1969;Selvini-Palazzoli, 1975;Bruch, 1978]. Obwohl Übergänge der Anorexie zu schizophrenen Verlaufsformen in sich über längere Zeit erstreckenden Katamnesen in bis zu 25 % der Fälle angegeben werden [Meyer, 1961;Kay und Schapira, 1965;Bruch, 1967;Cremerius, 1978], finden sich nur wenige Darstellungen, die eingehender eine manifeste schizophrene Psychose bei einer vorausgegan genen Anorexia nervosa beschreiben [Binswanger, 1944;Goodsitt, 1969]. Ein Grund dürfte darin zu sehen sein, dass die manifeste schizophrene Psy chose die therapeutischen Bemühungen um die «psychosomatische Krankheib> Anorexie als gescheitert ansehen lassen muss und eher zu einer Umklassifizierung in der nosologischen Einordnung führt.…”