Zusammenfassung
Fragestellung
Diese explorative Studie untersucht die Situation der Säuglings‑, Kinder- und Jugendlichen- (SKJ) Psychotherapien während der Covid-19 Pandemie in Österreich.
Methodik
23 psychodynamisch arbeitende Psychotherapeut*innen nahmen an einer Online-Umfrage teil, die quantitative und qualitative Daten generierte. Offene Fragen zu subjektiv wahrgenommenen Veränderungen wurden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Ergebnisse
Insgesamt sank die Anzahl an Psychotherapien insbesondere bei den Säuglings- und Kleinkind-Psychotherapien. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen-Psychotherapien nahm zunächst ab, stieg nach dem ersten Lockdown aber an. Große Nachfrage wurde zuletzt vor allem bei Jugendlichenpsychotherapien wahrgenommen. Anpassungsleistungen an sich ändernde Bedingungen und Settings erforderten große Flexibilität der Psychotherapeut*innen, die mit Fortschreiten der Pandemie zunehmend an ihre Belastungsgrenzen kamen. Befragte beobachteten eine Zunahme an Symptomen sowie einen gestiegenen Bedarf an Eltern- und Vernetzungsarbeit mit Institutionen.
Schlussfolgerungen
Tele-Psychotherapie kann vor allem mit jüngeren Kindern Präsenztherapie nicht ersetzen. Ergebnisse deuten auf eine Unterversorgung dieser Zielgruppe hin. Dies, sowie die beobachtete Zunahme an Symptomen bei älteren Kindern und Jugendlichen, ist gesellschaftspolitisch und gesundheitsökonomisch ein großes Thema und erfordert dringend einen weiteren Ausbau der Versorgungsnetzwerke.