ZusammenfassungDemografisch zeigt sich eine alternde, morbider werdende deutsche Bevölkerung. Gleichzeitig werden Urbanisierungstendenzen, medizinische Überkapazitäten und steigende, auch innovationsbedingte Versorgungskosten bei einem knappen Gesundheitsetat beobachtet. Zentralisierung, Spezialisierung und Ambulantisierung sollen Abhilfe verschaffen und können durch Modifikationen der Vergütung mitgesteuert werden. Dieser Umbruch birgt für Patient*innen und Ärzt*innen neue Herausforderungen, welche exemplarisch am Kopf-Hals-Tumor (KHT) -Zentrum des Universitätsklinikums Ulm analysiert wurden. Dabei handelt es sich um eine retrospektive, monozentrische Kohortenstudie zur Entwicklung des Patientenaufkommens, Einzugsgebiets, der Behandlungsmodalität und Demografie unter Einschluss von 2070 KHT-Patient*innen zwischen den Jahren 2011 und 2020 der HNO-Klinik. Es wurde beobachtet, dass die Anzahl (Neudiagnosen 2011: 134 vs. 2020: 204) und das Durchschnittsalter (2011: 61,5 Jahre vs. 2020: 65,8 Jahre; p<0,0001) der KHT-Patient*innen im zeitlichen Verlauf anstiegen. Außerdem nahmen die Patient*innen hierbei tendenziell größere Anfahrtswege auf sich (2011: 54,4km vs. 2020: 64,4km; p=0,05). Gleichzeitig wuchs die mittlere Anzahl an Konsultationen und Behandlungen pro Patient*in und 5-Jahres-Nachsorgeintervall (bei Erstdiagnose 2011: 7,8 vs. 2016: 10,4; p=0,0003), wobei sich der Anteil ambulanter Patientenkontakte von 2011–2020 von 58,9% auf 62,4% (p=0,09) erhöhte. Dementsprechend ist zu erwarten, dass klinische Zentren im Zuge der Spezialisierung, Ambulantisierung und Zentralisierung des Gesundheitssystems an Bedeutung bei der Versorgung von KHT-Patient*innen gewinnen. Daraus folgende Konsequenzen für die Patientenversorgung sollten bei Umstrukturierungsstrategien berücksichtigt werden.