Es wird versucht, die Zusammenhange zwischen den Bahnformen der engen Doppelsternsysteme und den Rotationseigenschaften ihrer Komponenten durch eine Hypothese zu erfassen, i n der die Einfliisse der differentiellen Rotation und der Gezeitenschwingungen der Komponenten auf die Bahn beriicksichtigt werden. Die Gleichungen werden aufgestellt , welche die Bahnformen und die differentielle Rotation der Komponenten bestimmen, undes wird das Verhalten der Systeme bei verschiedenen Distanzen der Komponenten untersucht. Mit den Beobachtungen ergibt sich gute Ubereinstimmung, wenn fur die Hauptreihensteme die Existenz rotationsaufspaltender Krafte angenommen wird. Die Hypothese scheint auch einen Beitrag zum Problem der Gasstrtjme liefern zu ktinnen.
Differentielle Rotation von Doppelsternkomponenten im Fall von KreisbahnenEs werde vorausgesetzt, daB die Komponenten von Doppelsternen aus Griinden, denen hier nicht weiter nachgegangen werden soll, bestrebt sind, in ihrem Innern eine ungleichformige Rotation hervorzurufen. ahnlich derjenigen, welche bei der Sonne durch die bekannten Unterschiede der Winkelgeschwindigkeiten in verschiedenen heliographischen Breiten angezeigt wird.Sind Rotationsunterschiede im Sterninnern ausgebildet, so wirkt bei Doppelsternkomponenten wie bei Einzelsternen die Reibung zwischen verschieden rasch rotierenden Schichten in Richtung eines Abbaus der Geschwindigkeitsunterschiede. Streng genommen muate man hier beriicksichtigen, daB die Schichten gleicher Rotation infolge der Gezeitendeformation der Doppelsternkomponenten bei diesen etwas anders verlaufen als beim rotationssymmetrischen Einzelstern. Der aus diesem Grunde hervorgerufene Unterschied der Reibungskrafte diirfte jedoch von untergeordneter Bedeutung sein. Er werde deshalb hier vernachlassigt.Die Abweichung der Schichten einer gezeitendeformierten Doppelsternkomponente von der Rotationssymmetrie wirkt sich aber dann wesentlich aus, lwenn die Rotationsgeschwindigkeit von der Winkelgeschwindigkeit der Umlaufsbewegung der Komponenten in der Bahn abweicht . In diesem Fall bildet sich eine Gezeitenwelle aus, die mit gleichmaoiger Geschwindigkeit in der Schicht so umlauft, daB standig der eine Flutberg in der Richtung zum andern Stern steht. Die Gezeitenwelle verursacht Massenverschiebungen, die nicht ohne Reibungswiderstande verlaufen. Wir denken uns nun die gezeitendeformierte Doppelsternkomponente in verschieden rasch rotierende Teilkorper a (a = I, 2 . . .) aufgeteilt. Die Richtung 1 zeige zum Schwerpunkt der Bahn, wahrend ya mit der Materie der einzelnen Teilkorper verbunden gedachte, beliebig gewahlte Meridianrichtungen seien. Wir betrachten nun einen Teilkorper a, dessen Rotationsgeschwindigkeit wa = dya/dt von der Winkelgeschwindigkeit der Bahnbewegungp =dl/dt abweicht. Tn diesem Fall muI3 die Materie des Teilkorpers bei ihrer Rotation abwechselnd grol3ere und kleinere Querschnitte durchlaufen. Auf den Teilkorper a wird dadurch ein Widerstand ausgeiibt, der offensichtlich mit dem Unterschied zwischen dem groBten und dem kleinsten Quers...