ZusammenfassungIm Vergleich der Mitgliedsländer der International Balint Federation
gehört Deutschland zu den Ländern mit den meisten ausgebildeten
Balint-Gruppenleitern. In der Medizinischen Aus- und Weiterbildung ist die
Teilnahme an Balint-Gruppen fest verankert in den Weiterbildungsordnungen der
Ärztekammern für eine Reihe von Facharztanerkennungen. Als
Bestandteil der Psychotherapierichtlinien der Kassenärztlichen
Bundesvereinigung ist die Balint-Gruppenarbeit in Deutschland seit Jahrzehnten
eine der wesentlichen Grundlagen für die Abrechnung der Leistungen der
Psychosomatischen Grundversorgung, die in allen klinischen Fachgebieten der
vertragsärztlichen Versorgung möglich ist. Der Artikel
analysiert die historischen und politischen Faktoren, die bei der Etablierung
der Balint-Arbeit in Deutschland seit 1970 beteiligt waren. Abschließend
werden die Bedrohung der Balint-Arbeit durch Entwertung der patientenzentrierten
Medizin im Rahmen sozioökonomischer Umwälzungen im
Gesundheitswesen sowie die Perspektiven für die Zukunft
erörtert.