Zusammenfassung
Hintergrund Zurzeit ist ein Paradigmenwechsel bei der Therapie der iatrogenen gastrointestinalen Perforation hin zu einer primär endoskopischen Versorgung festzustellen.
Material und Methoden Alle Perforationen im Rahmen aller konsekutiven gastrointestinalen Endoskopien von 01.01.2014 bis 31.12.2017 im Klinikum St. Marien Amberg wurden erfasst, dokumentiert und evaluiert. Hausinterne SOPs zum Prozedere wurden erstellt und kommuniziert. Grundsätzlich wurde der primäre interventionell-endoskopische Perforationsverschluss angestrebt, stets im interdisziplinären Konsens mit der Viszeralchirurgie.
Ergebnisse Es kam im Beobachtungszeitraum zu 24 Perforationen bei 18 627 konsekutiven Endoskopien (0,13 %). Fälle mit bildgebendem Nachweis freier Luft ohne erkennbare Perforation waren gleich häufig wie Perforationen (12 Post-Polypektomiesyndrome und 12 Ereignisse nach ERCP mit EPT). Die Diagnose der Perforation erfolgte zu 95,8 % (23/24) innerhalb 12 h (davon 20 bereits bei der Endoskopie). Die initiale Therapiemodalität war in jeweils 3 Fällen primär operativ bzw. primär konservativ und in 17 Fällen primär endoskopisch (4 × Clips, 10 × OTSC, 3 × SEMS). In 1 Fall wurde keine Therapie durchgeführt. Es war eine Letalität von 4,2 % (1/24) zu verzeichnen. In 3 Fällen war sekundär ein operatives Vorgehen erforderlich, sodass insgesamt in 25 % (6/24) eine chirurgische Therapie erfolgte. Die interventionell-endoskopische Therapie war technisch erfolgreich zu 94,1 % (16/17) bei einem klinischen Erfolg nach Perforationsverschluss von 87,5 % (14/16).
Diskussion Das Konzept der interventionell-endoskopischen Therapie iatrogener Perforationen ist im klinischen Alltag sicher und erfolgreich umsetzbar. Entscheidende Erfolgsfaktoren sind die kurze Zeitspanne bis zum Verschluss der Perforation und der stets anzustrebende interdisziplinäre Konsens im Vorfeld der Therapie. Auf der Basis der Ergebnisse wurde ein umfassendes Komplikationserfassungs- und Managementsystem (KEMS) für die Endoskopie ab 2016 in unserer Klinik etabliert (integriert in das Befunderstellungssystem und das Klinikinformationssystem).