Zusammenfassung
Hintergrund Personbezogene Faktoren wurden von der Arbeitsgruppe
„ICF“ der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und
Prävention (DGSMP) klassifiziert. Die Leitlinien zur sozialmedizinischen
Beurteilung, das Sozialrecht und das dem zugrundeliegende biopsychosoziale
Modell fordern deren Berücksichtigung. Auf dieser Basis sollte im Zuge
einer Delphi-Befragung unter Expert:innen ein Konsens darüber gefunden
werden, welche dieser person- und umweltbezogenen Faktoren, wichtig für
die sozialmedizinische Begutachtung im Rahmen der Erwerbsminderungsrente bei
muskuloskeletalen Erkrankungen sind.
Material und Methoden Es wurde eine online Delphi-Befragung in drei Wellen
zur Konsensbildung unter Expert:innen durchgeführt, um relevante
ICF-Kontextfaktoren in der sozialmedizinischen Begutachtung zu identifizieren.
Um möglichst heterogene Perspektiven bei der Beantwortung der
Fragestellung zu involvieren wurden Personen aus den Bereichen
sozialmedizinische Begutachtung, Sozialrecht, Sozialmedizin, Wissenschaft, in
der Rehabilitation tätige Mediziner:innen, in der Rehabilitation
tätige Psycholog:innen und Patientenvertreter: innen rekrutiert.
Ergebnisse Für die Delphi-Befragung wurden N=76 Expert:
innen aus dem Feld der sozialmedizinischen Begutachtung rekrutiert. Von den 91
Faktoren wurden 86 Faktoren im Konsens, d. h. mit einer
Übereinstimmung von>80% der Teilnehmenden, als relevant
bzw. sehr relevant für die sozialmedizinische Begutachtung bewertet.
Lediglich der Faktor Sexualgewohnheiten wurde als kaum relevant bewertet.
Schlussfolgerungen Im Konsens als relevant bewertet wurden die meisten
Faktoren in den Kapiteln Einstellungen, Kompetenzen und Gewohnheiten und das
Kapitel Lebenslage. Dort wurden die meisten Faktoren als relevant konsensuiert.
Die Expert:innen einigten sich trotz ihrer großen fachlichen und
beruflichen Heterogenität. Das hebt die Relevanz dieser Kontextfaktoren
in der sozialmedizinischen Begutachtung im Rahmen einer Beantragung einer
Erwerbsminderungsrente hervor.