Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Um eine gezielte Zucht auf Kurzschwänzigkeit
zu etablieren, müssen initial geeignete Verfahren gefunden werden,
welche eine Phänotypisierung des Schafschwanzes über die
Schwanzlänge hinaus ermöglichen. In dieser Studie wurden neben
der Messung von Körpermaßen erstmals weiterführende
Untersuchungen wie die Ultrasonografie und die Radiologie an der kaudalen
Wirbelsäule von Schafen durchgeführt. Ziel dieser Arbeit war es,
die physiologische Variation der Schwanzlängen und -wirbel innerhalb
einer Merinolandschafpopulation zu analysieren. Außerdem sollte der
Einsatz der sonografischen Grauwertanalyse und Perfusionsmessung am Schafschwanz
validiert werden.
Material und Methode Bei 256 Merinolandschaflämmern wurden am
ersten oder zweiten Lebenstag die Schwanzlänge und der Schwanzumfang in
Zentimetern gemessen. Im Alter von 14 Wochen wurde die kaudale
Wirbelsäule dieser Tiere röntgenologisch untersucht. Bei einem
Teil der Tiere wurde außerdem eine sonografische Graustufenanalyse und
die Messung der Perfusionsgeschwindigkeit der Arteria caudalis mediana
durchgeführt.
Ergebnisse Die getestete Messmethode zeigte einen Standardfehler von
0,08 cm und einen Variationskoeffizienten von 0,23% für
die Schwanzlänge bzw. 0,78% für den Schwanzumfang. Die
Tiere wiesen eine mittlere Schwanzlänge von 22,5±2,32 cm
und einen mittleren Schwanzumfang von 6,53±0,49 cm auf. Die
mittlere Schwanzwirbelanzahl dieser Population betrug 20,4±1,6. Der
Einsatz einer mobilen Röntgenanlage eignet sich sehr gut dazu, die
kaudale Wirbelsäule bei Schafen darzustellen. Es konnte gezeigt werden,
dass die Arteria caudalis mediana sich für die Messung der
Perfusionsgeschwindigkeit (cm/s) darstellen lässt und auch die
sonografische Graustufenanalyse eine gute Durchführbarkeit aufwies. Der
mittlere Grauwert beträgt 19,74±4,5 und der Modalwert
für die meist aufgefundenen Grauwertpixel 191,53±120,2. Die
mittlere Perfusionsgeschwindigkeit für die Arteria caudalis mediana
beträgt 5,83±3,04 cm/s.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse zeigen, dass die getesteten Methoden gut
für die Charakterisierung des Schafschwanzes geeignet sind. Zum ersten
Mal konnten Grauwerte für das Schwanzgewebe und die
Perfusionsgeschwindigkeit der Arteria caudalis mediana ermittelt werden.