ZusammenfassungFür viele angehende Lehrkräfte stellt der Einstieg in den Lehrer/innenberuf ein normativ-kritisches Lebensereignis dar, das mit einer erhöhten Beanspruchung einhergehen kann. Um diesen Einstieg – unter anderem hinsichtlich des Beanspruchungserlebens – zu erleichtern, wurde in Deutschland flächendeckend das Praxissemester in das Lehramtsstudium eingeführt, in dem Studierende bei ihren Unterrichtsversuchen von erfahrenen Mentor/innen begleitet werden. Anders als beabsichtigt scheint das Mentoring im Praxissemester aber nicht ausschließlich beanspruchungsabpuffernde Effekte zu haben, sondern ebenfalls beanspruchungsinduzierend wirken zu können. Um diesen differentiellen Effekt des Mentorings aufzuklären, wird im Kontext der allgemeinen Belastungs- und Beanspruchungsmodelle für den Lehrer/innenberuf und aus der Perspektive der Selbstbestimmungstheorie angenommen, dass die Beziehungsform zwischen Mentees und Mentor/innen, wie sie sich unter anderem im transmissiven und konstruktivistischen Mentoring zeigt, einen Effekt auf die positiven und negativen Beanspruchungsreaktionen der Mentees hat, der über die wahrgenommene Basic-Need-Satisfaction vermittelt wird. Zur Untersuchung dieser Annahme wurden 177 Lehramtsstudierende im Praxissemester zu zwei Messzeitpunkten gebeten, sowohl ihre negativen Beanspruchungsreaktionen in Form ihrer emotionalen Erschöpfung als auch ihre positiven Beanspruchungsreaktionen in Form des beruflichen Enthusiasmus einzuschätzen. Außerdem wurde die Basic-Need-Satisfaction der angehenden Lehrkräfte zu beiden Messzeitpunkten sowie das transmissive und konstruktivistische Mentoring aus der Perspektive der Mentees zum zweiten Messzeitpunkt erfasst. Die Ergebnisse bestätigen den angenommenen Mediationseffekt teilweise. So vermittelt zwar die Veränderung der Basic-Need-Satisfaction den Zusammenhang zwischen beiden Mentoringformen und der Veränderung des beruflichen Enthusiasmus vollständig, allerdings zeigt die Veränderung der Basic-Need-Satisfaction keinen Effekt auf die Veränderung der emotionalen Erschöpfung, die ihrerseits jedoch direkt durch das konstruktivistische und transmissive Mentoring vorhergesagt wird.