Zusammenfassung
Gegenstand und Ziele: Der Bahnsuizideinsatz ist eine Extremsituation, über deren Auswirkung auf die Einsatzkräfte wenig bekannt ist. Material und Methoden: Bei einer Stichprobe von Bundespolizisten mit Bahnsuizideinsätzen wurden Freitextangaben von 127 Teilnehmern nach der Qualitativen Inhaltsanalyse untersucht. Ergebnisse: Besondere Stressfaktoren waren die Auffindesituation/der Zustand der Leiche, Lebensgefahr, Bahnsuizide mit geringer Distanzierungsmöglichkeit sowie die eigene Hilflosigkeit. Zusätzlich erschwerten psychosoziale Belastungen durch Kollegen/Vorgesetzte die Verarbeitung. Einsatznachbetreuung wurde kritisch gesehen. Schlussfolgerungen: Therapieangebote zur Reduzierung besonders persistierende Erinnerungen (Intrusionen) sind dringend notwendig. Schulungen für Führungskräfte zur Mitarbeiterführung, in denen die angemessene Anerkennung der Arbeit betont wird, sind empfehlenswert. Klinische Relevanz: Die Kenntnis individueller Coping-Strategien und vorherrschender Gedankeninhalte hilft Gatekeepern und Therapeuten, ein tieferes Verständnis der Erlebniswelt der Rettungskräfte zu gewinnen und ist ein wichtiger therapeutischer Ansatzpunkt für Verarbeitungskonzepte.