Zusammenfassung
Einleitung Mehr als ein Drittel der Krebsüberlebenden befinden sich im
erwerbsfähigen Alter. Die Rückkehr ins Erwerbsleben (englisch: return to work –
RTW) mit und nach Krebs ist für diese Gruppe deshalb ein wichtiges Thema –
häufig jedoch mit vielen Herausforderungen verbunden. Ziel dieser systematischen
Übersichtsarbeit ist es, die Prädiktoren für RTW nach Krebs spezifisch für
Deutschland aus der Literatur zu identifizieren sowie diese Faktoren zeitlich in
den onkologischen Behandlungsverlauf einzuordnen.
Methode Die systematische Recherche wurde im Juni 2022 mit PubMed
durchgeführt. Eingeschlossen wurden alle deutsch- oder englischsprachigen
Originalarbeiten, die zwischen den Jahren 2000 und 2022 unabhängig vom
Studiendesign veröffentlicht wurden, und die sich auf ein/e deutsche/s
Stichprobe/Sample beziehen.
Ergebnisse Von insgesamt 8.381 Treffern in der Meta-Datenbank wurden
schließlich 30 Publikationen bei der Synthese der Ergebnisse berücksichtigt. Ein
höheres Alter, niedrigere Bildung, niedrigerer sozioökonomischer Status, ein
höheres Erkrankungsstadium, ein progressiverer Krankheitsverlauf, stärkere
Nebenwirkungen der Behandlung, (schwerere) Fatigue, höhere psychische Belastung,
ein schlechterer Gesundheitsstatus, die berufliche Stellung als Arbeiter*in und
handwerkliche Tätigkeiten, Erwerbslosigkeit vor der Diagnose, eine negativere
Wahrnehmung der Arbeits(platz)umgebung und eine geringere Intention zur Arbeit
und geringere Arbeitsfähigkeit/subjektive Erwerbsprognose gingen in der
Literatur mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit zum RTW nach Krebs einher.
Auch die Behandlungsart und Inanspruchnahme einer Rehabilitation wurden mit der
Wahrscheinlichkeit zum RTW in Verbindung gebracht.
Diskussion Es wurden soziodemografische, krankheitsbezogene und
psychosoziale sowie arbeits-bezogene Prädiktoren für RTW nach Krebs in
Deutschland identifiziert. Die Ergebnisse können dazu beitragen, zielgerichtete
Unterstützungsmaßnahmen zu entwickeln, die in konkreten Phasen der Behandlung
angewendet werden können. Die Vergleichbarkeit und Bewertungsmöglichkeiten der
Literatur zu den Prädiktoren für RTW sind aufgrund einer hohen Heterogenität bei
der Operationalisierung von RTW und dem methodischen Vorgehen eingeschränkt. Es
bedarf hier weiterer Vereinheitlichung.