Zusammenfassung
Hintergrund
Kinder und Jugendliche mit sozialpädiatrischen Versorgungsbedarfen stellen eine Gruppe mit besonderen Herausforderungen dar. Ziel der qualitativen Studie war, die sozialpädiatrische Versorgung in der Pandemie aus Expert*innensicht zu beschreiben. Hieraus sollten Rückschlüsse für möglicherweise entstandene sozialpädiatrische Versorgungsbedarfe abgeleitet werden.
Methoden
Es wurden 25 Expert*innen aus dem sozialpädiatrischen Bereich von Mai bis November 2022 mit leitfadengestützten Interviews zu folgenden Themen befragt: Abweichungen der Versorgung, Inanspruchnahmeverhalten von Familien, individuelle Belastungen und Ressourcen sowie nachhaltige Bedarfe. Die Interviews wurden von 2 wissenschaftlichen Mitarbeitenden inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse
Temporär zeigte sich ein deutlich eingeschränktes sozialpädiatrisches Versorgungsangebot. Während bereits vor der Pandemie gut eingebundene Familien ausreichend mithilfe von Telefon‑/Videokontakten betreut werden konnten, wurde eine Dunkelziffer von Risikogruppen z. B. mit geringer Handlungskompetenz beschrieben, welche Leistungen nicht oder verzögert in Anspruch nahmen. Beobachtet wurden Versorgungsbedarfe für neu entwickelte psychische Auffälligkeiten und Therapierückschritte aufgrund eingeschränkter Fördermöglichkeiten sowie ein Nachholbedarf verpasster Möglichkeiten der Frühförderung bei Entwicklungsstörungen.
Diskussion
Um entstandene Versorgungsbedarfe zu decken, sollten zielgerichtet unterversorgte Familien identifiziert und zeitnah unter Berücksichtigung individueller Merkmale versorgt werden. Hierzu könnten z. B. vermehrt aufsuchende Versorgungsangebote etabliert werden, die unbürokratisch bei betroffenen Familien ankommen.