Ein wesentlicher Aspekt sogenannter Globalisierung besteht in einem Prozess, den man als Dezentrierung des Westens bezeichnen kann. Erst in den letzten Jahren ist uns im Westen bewusst geworden, dass der Aufstieg etwa Chinas und der Schwellenländer Lateinamerikas, allen voran Brasiliens, wie auch die zunehmende Bedeutung des pazifischen Raums gegenüber dem nordatlantischen eine multipolare Weltordnung hervorgebracht hat, die die Bedeutung des sogenannten Westens nachhaltig relativiert. Diese Gewichtsverschiebung darf nicht ausschließlich an ökonomischen Indikatoren abgelesen werden. Sie beinhaltet zugleich einen Kampf um Hegemonie (Gramsci 1948), also um Konsens und Zustimmung: um eine bestimmte legitime und doch imaginäre Kartographie unserer Welt (Marchart 2004;2008). Dieser symbolische Kampf wird im Lokalen, im Nationalen und im Transnationalen zugleich ausgetragen. Meine erste These lautet daher, dass in diesem symbolischen Kampf das Kunstfeld eine bedeutsame Rolle, vielleicht sogar eine Vorreiterrolle spielt, die verkannt wird, solange man es nur auf seine ökonomische und nicht auch auf seine hegemoniale Funktion hin befragt.Daran schließt unmittelbar meine zweite These an: Jene Institution des Kunstfelds, die das Lokale, Nationale und Transnationale vermittelt wie keine andere, ist die der Biennale. Die Biennalisierung trägt nicht nur zur Akkumulation von Kapital bei, sondern auch zur Konstruktion lokaler, nationaler und kontinentaler Identität. Darin schließt das Format der Biennale, wie oft beobachtet wurde, direkt an jenes der Weltausstellungen an, die das innere nation building der Kolonial-und IndusUnauthenticated Download Date | 5/13/18 2:55 AM