Beseelt von dem Wunsche, für die verwaiste Lehrkanzel der Geburtshilfe/Gynaekologie in Graz die beste Kraft zu erwerben, die der Zeit dafür zu haben ist, beschloss das hierfür bestellte Comité, … sich an den Vertreter des Faches in Prag Professor v. Rosthorn zu wen-den… Rosthorn ist ein Name, der volle Meisterschaft in seinem Fache bedeutet, anerkannt als eine reich veranlagte Vollkraft von moderner, allseitiger Entwicklung und Ausbildung die wissenschaftliche und künstlerische Seite seiner Disziplin gleich beherrschend, und verehrt als ein Charakter, dem jede echte Neigung entgegenfliegt, der alle Herzen zu gewinnen fähig ist. Rosthorn zu den Unsrigen zu machen, heißt unsere Fakultät nach innen und außen an Bedeutung erhöhen u. ihre Zukunft bereichern mit einem Manne, der in der Blüthe des Lebens stehend seinen Wirkungskreis auf das befruchtendste beherrscht …" [1]. 1898nach dem Tod des bisherigen Grazer Ordinarius Karl von Rokitansky (einem Sohn des berühmten Pathologen)war der Lehrstuhl für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Karl-Franzens-Universität neu zu besetzen. Soweit aus den Dokumenten des Grazer Universitätsarchivs rekonstruierbar, gab es keine weiteren Kandidaten [1] (▶ Abb. 1). Familie und Umfeld Alfons Edler von Rosthorn wurde vor 160 Jahren am 19. September 1857 in Oed, Niederösterreich, in eine Unternehmerdynastie hineingeboren. Sein Urgroßvater Matthew Rowsthorne, Knopffabrikant aus Preston, Lancashire, England, kam Ende des 18. Jahrhunderts nach Wien. 1790 wurden die Rowsthornes durch Kaiser Joseph II. als "Edle von Rosthorn" nobilitiert. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten sich mehrere v. Rosthorns an die Spitze der österreichischen Eisen-und Zinkhüttenindustrie. Daneben bekleideten sie offizielle Ämter, z. B. als Gewerbeinspektor für verschiedene österreichische Kronländer [2]. Alfons v. Rosthorns Eltern waren der Metallindustrielle Josef v. Rosthorn und Josefine Freiin v. Manndorff (aus altem Kärnt