ZusammenfassungDie Zunge hat eine zentrale Aufgabe bei vielerlei Aufgaben. Stillen, angemessene Ernährung und altersgemäßer Gewichtsverlauf sind einige davon – und wichtige Anliegen in der Pädiatrie. Auch bei Problemen mit Essen, Aussprache, Schlucken oder Zahnstellung kann eine eingeschränkte Zungenbeweglichkeit durch ein zu kurzes Zungenband eine Rolle spielen. Die ausgeprägte Variante des zu kurzen Zungenbandes, das Frenulum linguae breve anterior (zu kurzes Zungenband mit Ansatz an der Zungenspitze), ist sichtbar und wird meist behandelt; seltener ist die posteriore Variante (zu kurzes Zungenband mit Ansatz hinter der Zungenspitze), bei der die Zungenspitze frei ist und keine Einkerbung zeigt. Die Auseinandersetzung mit der Anatomie der Strukturen in der Mundhöhle, mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der Beurteilung der Funktion der Zunge und der Frenotomie als Behandlung sollen die Entscheidung zu einer geeigneten, individuellen Therapie ermöglichen. Bleibt ein zu kurzes Zungenband unerkannt, zeigen die Maßnahmen oft nicht die erwünschte Wirkung. Daher ist es essenziell zu erkennen, wann eine Behandlung sinnvoll ist, damit das Ergebnis – nämlich eine verbesserte Beweglichkeit der Zunge für die erforderlichen Funktionen – erreicht wird.In dieser dreiteiligen Serie zum Thema zu kurzes Zungenband wird ein vertiefter Überblick über das Thema geschaffen, insbesondere über den Zusammenhang mit Stillen, Ernährung, Gewichtsverlauf, Sprache und Zahnstellung. Teil 1 (Pädiatrie und Pädologie 2023‑1) befasste sich mit der Beurteilung des zu kurzen Zungenbandes, mit Hinweis auf die Notwendigkeit eines multifaktoriellen Beurteilungskonzeptes, das Vor- und Nachsorge sowie die Zusammenarbeit mit anderen Fachkräften und die Beschäftigung mit erstellten Fotos (und Videos) berücksichtigt. Teil 2, der in dieser Folge von Pädiatrie und Pädologie erscheint, behandelt die Behandlungsmethoden des zu kurzen Zungenbandes. Teil 3 wird sich mit den Problemfeldern bezüglich der Behandlungsmethoden bei zu kurzem Zungenband (und Lippenband) und in der Nachbehandlung des zu kurzen Zungenbandes befassen.Die Schritte der Beurteilung, Indikationsstellung/Diagnose und Therapie sowie die Nachsorge werden evidenzbasiert besprochen, mit dem Ziel, dass die Betroffenen und deren Familien die benötigte Hilfe kompetent und zeitgerecht erhalten.