Brauchen wir die Psychiatrie noch als eigenständiges Fach?

Abstract

Unlängst forderte ein psychiatrischer Lehrstuhlinhaber eine Neubestimmung dessen, was man künftig unter Psychiatrie zu verstehen habe [1]. Kollege Maier hat die ¹Vision eines integrier− ten klinisch−neurowissenschaftlichen Feldes, in dem die Psychi− atrie nur ein Schwerpunkt, aber kein eigenständiges Fach mehr sein kann". Ein Visionär war auch Wilhelm Griesinger, der etwa 150 Jahre zuvor eine fachlich eigenständige Psychiatrie forderte, die sich durch gleichrangige Einbeziehung des körperlichen und des seelischen Aspekts von den anderen medizinischen Fächern, insbesondere der Neurologie, abheben sollte. Eine einseitig hirn− zentrierte Psychiatrie, die die ¹Seelenzustände" ausklammerte, war für Griesinger ebenso unvorstellbar wie eine Psychiatrie, die sich nicht für das Gehirn interessierte. Es galt ihm übrigens als selbstverständlich, dass sich die ¹Seelenzustände" nicht auf Funktionsstörungen des Gehirns reduzieren lassen [2].Die universitäre Psychiatrie tut sich offensichtlich schwer damit, ¹Seelenzustände" ± also Erlebnisqualitäten, die der Mensch nur subjektiv kundgeben kann ± als ¹wissenschaftliche Tatsachen

The epistemological problem in neurosciences and its effect on psychiatry

“…Füh-rende Psychiater sehen die Zukunft ihres Faches als Spezialdisziplin innerhalb der Neurologie [28,52]! In den USA ist man gerade dabei, den Psychiater durch Umbenennung als "Clinical Neuroscientist" oder "Clinical Psychopharmacologist" neurowissenschaflich aufzuwerten.…”

“…Es [52]. Es ist bezeichnend für die hier kritisierte Fehlentwicklung, dass die klinische Psychopathologie in der an den Universitäten gelehrten und praktizierten Psychiatrie einem stetigen Bedeutungsverlust unterliegt [16].…”

Commentary to the articles of M. Stier (Normative preconditions for the assessment of mental disorder) and T. Schramme (On the autonomy of the concept of disease in psychiatry)

“…Among the contemporary exponents of this solution the best known is Habermas (Habermas, 2004) who prefers to speaks of “ Epistemic dualism. ” Another notion of this concept which dispels the myth of the unsolvable mind-brain problem is that of “ Aspektdualismus ” (Ulrich, 1990, 1997, 2006a,b, 2013). …”

“…By an editorial, entitled: “ Are we still in need of psychiatry as a special field within medicine? ” Ulrich (Ulrich, 2006a) demanded that psychiatrists should discourage any attempt to abandon psychiatry as a distinct discipline. He referred to the demand of Aspect Dualism being valid for medicine as a whole.…”