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ZusammenfassungDieser Beitrag untersucht muslimfeindliche und islamistische Co-Radikalisierungsprozesse in Deutschland. Eine Auswertung der Leipziger Autoritarismus-Studie und einer Befragung unter Muslim*innen zeigt, dass zwischen einer gesteigerten Salienz der Eigengruppenzugehörigkeit und der Formation von antagonistischen Identitäten und Gewaltintentionen ein Zusammenhang besteht. In der deutschen Mehrheitsgesellschaft sind die Angst vor islamistischer Gewalt und Bedrohungswahrnehmungen gegenüber Muslim*innen nicht nur eng mit der Identifikation mit islamkritischen Gruppen verknüpft, sondern erhöhen die Bereitschaft, Gewalt und Gesetzesverstöße als legitime Handlungsoptionen und Mittel des gesellschaftlichen Wandels anzusehen. Ähnliche Muster zeichnen sich unter Muslim*innen ab, die sich vor Diskriminierung und rassistischer Gewalt fürchten und sich stark mit ihrer Eigengruppe identifizieren. Bei diesem Zusammenhang spielen spezifische Mediatoren eine Rolle. Unter Muslim*innen begünstigt die Salienz der Eigengruppenzugehörigkeit eine Hinwendung zu religiös-fundamentalistischen Auslegungen des Islam, die mit antisemitischen Ressentiments in Verbindung stehen und systemfeindliche Einstellungen fördern. Parallel begünstigen die Bedrohungswahrnehmungen in der Mehrheitsgesellschaft die Entstehung von antimuslimischen Vorurteilen und eine gesteigerte Empfänglichkeit für eine chauvinistische Variante des Nationalismus, die ebenfalls in einer Abwendung von der Demokratie münden können. Generell erweisen sich systemfeindlichen Einstellungen – die eine Absage an den normativen und rechtlichen Rahmen der Demokratie implizieren – als wirkmächtige Vorläufer einer gesteigerten Gewaltaffinität und eines gewaltbereiten Aktivismus. Diese empirischen Muster sprechen dafür, dass rechtsextreme und islamistische Radikalisierungen nicht isoliert betrachtet werden sollten, sondern als sich wechselseitig verstärkende Phänomene, die die demokratische politische Kultur gefährden und so eine Radikalisierung in die Gewalt wahrscheinlicher machen. Islamfeindliche und islamistische Radikalisierungsprozesse verleihen den Angst- und Viktimisierungsdiskursen des jeweilig verfeindeten Lagers einen Plausibilitätsgehalt und fördern so eine Co-Radikalisierung und möglicherweise eine Spirale der Gewalt.
ZusammenfassungDieser Beitrag untersucht muslimfeindliche und islamistische Co-Radikalisierungsprozesse in Deutschland. Eine Auswertung der Leipziger Autoritarismus-Studie und einer Befragung unter Muslim*innen zeigt, dass zwischen einer gesteigerten Salienz der Eigengruppenzugehörigkeit und der Formation von antagonistischen Identitäten und Gewaltintentionen ein Zusammenhang besteht. In der deutschen Mehrheitsgesellschaft sind die Angst vor islamistischer Gewalt und Bedrohungswahrnehmungen gegenüber Muslim*innen nicht nur eng mit der Identifikation mit islamkritischen Gruppen verknüpft, sondern erhöhen die Bereitschaft, Gewalt und Gesetzesverstöße als legitime Handlungsoptionen und Mittel des gesellschaftlichen Wandels anzusehen. Ähnliche Muster zeichnen sich unter Muslim*innen ab, die sich vor Diskriminierung und rassistischer Gewalt fürchten und sich stark mit ihrer Eigengruppe identifizieren. Bei diesem Zusammenhang spielen spezifische Mediatoren eine Rolle. Unter Muslim*innen begünstigt die Salienz der Eigengruppenzugehörigkeit eine Hinwendung zu religiös-fundamentalistischen Auslegungen des Islam, die mit antisemitischen Ressentiments in Verbindung stehen und systemfeindliche Einstellungen fördern. Parallel begünstigen die Bedrohungswahrnehmungen in der Mehrheitsgesellschaft die Entstehung von antimuslimischen Vorurteilen und eine gesteigerte Empfänglichkeit für eine chauvinistische Variante des Nationalismus, die ebenfalls in einer Abwendung von der Demokratie münden können. Generell erweisen sich systemfeindlichen Einstellungen – die eine Absage an den normativen und rechtlichen Rahmen der Demokratie implizieren – als wirkmächtige Vorläufer einer gesteigerten Gewaltaffinität und eines gewaltbereiten Aktivismus. Diese empirischen Muster sprechen dafür, dass rechtsextreme und islamistische Radikalisierungen nicht isoliert betrachtet werden sollten, sondern als sich wechselseitig verstärkende Phänomene, die die demokratische politische Kultur gefährden und so eine Radikalisierung in die Gewalt wahrscheinlicher machen. Islamfeindliche und islamistische Radikalisierungsprozesse verleihen den Angst- und Viktimisierungsdiskursen des jeweilig verfeindeten Lagers einen Plausibilitätsgehalt und fördern so eine Co-Radikalisierung und möglicherweise eine Spirale der Gewalt.
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