Cannabinoide reduzieren den Opioidverbrauch bei älteren Schmerzpatienten

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Das Datenmaterial zur Verschreibung und therapeutischen Wirkung von medizinischen Cannabinoiden (CAM) im klinischen Alltag für ältere und geriatrische Patienten ist sehr beschränkt. Für diese Patienten rückt die Verordnung von CAM immer mehr in den therapeutischen Fokus. Ziel der Arbeit Erfassung der Patientencharakteristika und Verordnung (Verordnungsdauer, Dosierung) von CAM (Dronabinol, Nabiximols, Cannabisextrakte) und komedizierten Opioiden einer schmerztherapeutischen Praxis. Methoden Mit dem Stichtag 1. Juli 2020 wurde der Verbrauch von Opioiden (Morphinäquivalenz) und CAM-Tetrahydrocannabinol-Äquivalenz (THC-Äq.) für Männer bzw. Frauen und nach Alter analysiert. Ergebnisse 178 Schmerzpatienten wurden durchschnittlich (Median) 366 Tage (31 bis 2590 Tage) therapiert. Das Durchschnittsalter (Median) betrug 72 Jahre (26–96 Jahre); von den 115 Frauen (64,8 %) waren 34 jünger als 65 Jahre, 42 zwischen 65 und 80 Jahre und 40 über 80 Jahre alt; von den 63 Männern (35,2 %) waren 29 jünger als 65 Jahre, 24 zwischen 65 und 80 Jahre und 10 über 80 Jahre alt. Indikationen waren chronische Schmerzen und Einschränkungen der Lebensqualität. Von 1001 Verschreibungen waren 557 (55,6 %) Dronabinol als ölige Tropfen, 328 (32,7 %) Vollspektrumextrakte und 66 (6,6 %) Nabiximolsspray. 50 Rezepte (5 %) enthielten mehr als ein CAM simultan. Der Tagesverbrauch betrug im Median bei Dronabinolöl und Extrakten 9,6 mg THC, für Sprays 13,6 mg THC; er war bei Patienten > 64 Jahre konstant bzw. stieg bei jüngeren Patienten nichtsignifikant an. Frauen benötigten weniger THC als Männer (8,1 mg vs. 14,8 mg). 10 Patienten (5,6 %) brachen wegen fehlender Wirkung ab, 7 (3,9 %) wegen fehlender Kostenübernahme und nur 5 (2,8 %) wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen. 115 (65 %) Patienten erhielten gleichzeitig Opioide mit 65 Morphinäquivalenten/d im Median. Der Opioidverbrauch reduzierte sich signifikant um 24 Morphin-Äq./d (Median) bzw. 50 %, unabhängig von CAM-Dosis (< 7,5 oder > 7,5 mg THC-Äq./d), Geschlecht oder Alter. Diskussion Schmerzpatienten profitieren von einer lang dauernden Therapie mit CAM, die sicher und signifikant auch in niedriger Dosis den Opioidverbrauch senken. Frauen benötigen evtl. weniger THC als Männer. Nebenwirkungen von THC limitieren nicht einen Therapieversuch mit CAM im höheren und hohen Alter.

Influence of Cannabinoid Treatment on Trajectories of Patient-Related Outcomes in Chronic Pain: Pain Intensity, Emotional Distress, Tolerability and Physical Disability

“…Notably, in our population, 22% of patients were able to end opioid treatment, and approximately 10% reduced their doses. This finding is of interest, especially as our population typically received an oral, low-dose cannabinoid, and is in line with findings reporting an opioid cessation rate of 64% [ 16 ] and reporting a more than a 50% opioid dose reduction [ 17 ].…”

Cannabinoide Arzneimittel bei Krebspatient*innen

“…Dagegen berichtet die Erfahrungsmedizin reproduzierbar von klinisch relevanten therapeutischen Effekten bei Palliativpatient*innen, oftmals mit onkologischer Komorbidität oder Primärerkrankung wie Reduktion von Schmerzen, Einsparung von Analgetika und Opioiden bzw. Neuropsychopharmaka sowie von einer Verbesserung der Quality of Life, der Schlaflosigkeit sowie der Stimmung 4 6 15 35 . Eine ausführliche Übersicht und Metaanalyse zeigt die Möglichkeiten 7 .…”