Das Erbe von Gilbert Newton Lewis (1875–1946) ist im Wörterbuch der chemischen Bindung und Reaktivität allgegenwärtig. Die Bedeutung seines Konzepts der Donor‐Akzeptor‐Bindung kommt in den eponymen Grundbegriffen für Elektronenpaarakzeptoren (Lewis‐Säuren) und ‐donoren (Lewis‐Basen) zum Ausdruck. Lewis erkannte, dass Säuren nicht automatisch Wasserstoff enthalten müssen (Brønsted‐Säuren) und trug so zum Sturz des “modernen Protonenkults” bei. Seine Entdeckung läutete zunächst die Entwicklung von Lewis‐Säuren als Reagentien und Katalysatoren für organische Reaktionen ein, in den letzten Jahren wurde aber offensichtlich, dass für diese Zwecke auch Lewis‐Basen eingesetzt werden können. Bezüglich der Beschleunigung chemischer Reaktionen ergänzen Lewis‐Basen die entsprechenden Lewis‐Säuren nicht nur elektronisch: Tatsächlich können Lewis‐Basen die Elektrophilie wie auch die Nucleophilie der Verbindungen verstärken, an die sie gebunden werden. Diese unterschiedliche Reaktivität resultiert in einer bemerkenswerten Vielfalt Lewis‐Base‐katalysierter Reaktionen.