Fragestellung und Aufbau des vorliegenden Beitrages Die in diesem Sammelband publizierten Beiträge des NFP 76-Forschungsprojekts «Von Generation zu Generation: Familiennarrative zwischen Fürsorge und Zwang» zeigen auf, wie sich biografische Zäsuren von Menschen, die vor 1981 von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen betroffen waren, auf die nachfolgenden Generationen auswirken. Das Projekt zeigt die Bedeutung der Transgenerationalität hinsichtlich der fremdplatzierungsbezogenen Integritätsverletzungen auf. In diesem Beitrag wird nun, im Gegensatz zu den vorangehenden Beiträgen, der Blick weg von der Vergangenheit hin zur Gegenwart und zur Zukunft gerichtet. Auch in der heutigen Zeit sind zahlreiche Kinder und Jugendliche von ausserfamiliären Platzierungen betroffen. Bei vielen dieser Kinder und Jugendlichen wurde diese Massnahme aufgrund einer Kindeswohlgefährdung (z.B. wegen Vernachlässigung oder Misshandlung) eingeleitet. Viele Studien zeigen, dass Kinder von Eltern, die in ihrer Kindheit Vernachlässigung und Misshandlung erlebt haben, einem höheren Risiko einer Kindeswohlgefährdung ausgesetzt sind (Purtell et al., 2020; Putnam-Hornstein et al., 2016). Ferner wird im internationalen Kindesschutzdiskurs die Fremdplatzierung eines Elternteils als Risikofaktor für eine Kindeswohlgefährdung erachtet (Deegener & Körner, 2016; Kindler, 2010). Folglich besteht auch für die Folgegeneration heutiger Menschen, welche die stationäre Erziehungshilfe verlassen, ein Risiko, dass solche transgenerationalen Integritätsverletzungen weitergetragen werden. Dieser Beitrag widmet sich der Frage, wie die Ergebnisse des NFP 76-Forschungsprojekts «Von Generation zu Generation: Familiennarrative zwischen Fürsorge und Zwang» und die Ergebnisse der aktuellen Forschung zu Eltern mit Fremdplatzierungserfahrung für die zukünftige Prävention von transgenerationalen Integritätsverletzungen und Belastungen genutzt werden können. Um diese Fragestellung zu beantworten, wird im zweiten und im dritten Kapitel ein Blick auf die Situation der ausserfamiliären Platzierungen der