Maßgeblich für die Konstruktion literarischer Korpora ist neben der Aufbereitung der digitalisierten Texte die Erschließung relevanter Metadaten. Zunehmend anspruchsvollere literaturgeschichtliche Frage-und Problemstellungen im Feld der Computational Literary Studies (CLS) erfordern die Erschließung und Modellierung komplexerer Metadatenstrukturen als die lange Zeit scheinbar hinreichende Metadatentrias von Autor, Epoche und Gattung. Der Aufsatz hat zwei Aufgaben: Im Zentrum steht zunächst die Beschreibung eines zwischen 2018 und 2022 aufgebauten Korpus aus Novellen und Erzählungen im mediengeschichtlichen Kontext der Journale und Taschenbücher des 19. Jahrhunderts. Auf Grundlage dieser Beschreibung diskutieren wir anschließend die für künftige Forschung leitende Frage, welche Metadaten in welcher Weise erfasst werden sollten, um kultur-, medien-und sozialgeschichtliche Fragen im Rahmen computergestützter Analyseverfahren beantworten zu können. Unsere Antwort wird durch drei Thesen strukturiert: In Abschnitt 3.1 entfalten wir an einer Reihe von exemplarischen Befunden zu den historischen Inhaltsverzeichnissen der Medienformate, die üblicherweise als Archiv zur Gewinnung von Metadaten etwa zur Gattungszuordnung der einzelnen Texte dienen, die These der vielschichtigen Abhängigkeit der Gattung vom Medium. Abschnitt 3.2 entwickelt die These, dass es -neben den Texten selbst -auch die Medienformate mit ihren Publikationsereignissen -den täglich, wöchentlich, monatlich, viertel-, halb-oder jährlich erscheinenden Drucken sowie gegebenenfalls den jährlich zusammengebundenen Jahrgängen -als Einheiten für die Metadatenerschließung zu betrachten gilt. Nur so lassen sich Fragen der Gattungspolitik und einer sozialgeschichtlichen Prägung der Gattungen beantworten. In Abschnitt 3.3 schließlich entfalten wir die These, dass es weitere Metadaten zum medialen Publikationskontext zu erschließen gilt, um literaturgeschichtlichen Wandel kausal erklären zu können. Auf diese Weise beschreibt der Aufsatz nicht nur das Korpus eines konkreten Projekts zur Novellengeschichte des 19. Jahrhunderts, sondern leistet mit einer exemplarischen Beschreibung von Herausforderungen und Chancen für eine mediengeschichtlich orientierte breite Metadatenerschließung neue Hinweise zu einer künftigen Methodologie der Korpuskonstruktion für die in den CLS wichtiger werdende quantitative Sozial-und Mediengeschichte der Literatur. In einem Ausblick werden wir daher als Agenda für künftige Forschung anregen, nicht ausschließlich Textobjekte als die basalen Entitäten literarischer Korpora zu modellieren, sondern auch die medialen Publikationsereignisse als Elemente der Korpora zu begreifen.