ZusammenfassungDie neuen Erkenntnisse der Pathophysiolgie des Trockenen Auges erkennen das Zusammenspiel von Tränen, Augenoberfläche und Lidoberfläche als eine funktionelle Einheit an. Der Begriff der Benetzungsfähigkeit der Tränen in Abhängigkeit der mikrotektonischen Anatomie der Augenoberfläche relativiert die Anforderungen an Träne und Tränenersatzmittel. Das Model der Attrition, welches die Effekte der friktionsneutralisierenden Kapazität des Tränenfilms, der Reibung und die Bedeutung der Mechanotransduktionskapazität des Epithels zusammenfasst, wird eingeführt und dessen pathophysiologische Bedeutung erläutert. Attrition und Benetzung bestimmen zusammen grundlegende pathophysiologische Vorgänge in der Augenoberfläche wie Aktivierung von Nerven (subjektive Beschwerden) sowie Entzündung und beeinflussen damit die Dynamik der Pathophysiologie, und den Übergang von vorübergehenden Beschwerden zu einer manifesten Erkrankung des Trockenen Auges. Die Betrachtung der Osmolarität als numerischer statischer Grenzwert zur alleinigen Diagnose des Trockenen Auges ist klinisch nicht haltbar. Das neue, dynamische Model der Osmokinetik, zeigt dagegen eine Alternative auf, in der die Tageschwankungen und die Beachtung des durchschnittlichen Osmolaritätsniveaus gröβere Bedeutung gewinnen und damit der eigentlichen pathophysiologischen Bedeutung der Osmolarität gerechter wird.