ZusammenfassungDie dekompensierte Herzinsuffizienz gilt als Kontraindikation fĂŒr Kompressionstherapie und Manuelle Lymphdrainage. Da die Verordnung der genannten Heil- und Hilfsmittel in der Regel durch GefĂ€Ămediziner, Dermatologen und HausĂ€rzte erfolgt, weniger jedoch durch Kardiologen, soll der Zusammenhang zwischen Kompression und Herzinsuffizienz untersucht und der Stellenwert der Herzinsuffizienz definiert werden. Entsprechend der Leitlinie der European Society of Cardiology ist eine Herzinsuffizienz gekennzeichnet durch Luftnot, periphere Ădeme, Palpitationen und Leistungsverlust. UrsĂ€chliche Grunderkrankungen sind KHK, Hypertonie, Herzklappenvitien und postentzĂŒndliche VerĂ€nderungen. Als dekompensierte Herzinsuffizienz sind die Krankheitsstadien NYHA III und IV anzusehen, die durch das Auftreten der o.g. Symptome bei bereits geringer körperlicher Belastung bzw. in Ruhe gekennzeichnet sind. Die Gegenanzeige fĂŒr Kompressionstherapie bei dekompensierter Herzinsuffizienz ergibt sich aus der Ăberlegung, dass das Blutvolumen der ExtremitĂ€ten herzwĂ€rts verlagert wird und eine Ăberlastung im kleinen Kreislauf mit AusprĂ€gung eines Lungenödems bewirken kann. Szintigraphische und airplethysmographische Untersuchungen belegen eine Umverteilung regionaler Blutvolumina unter medizinischen KompressionsstrĂŒmpfen (MKS), welche vom herzgesunden Patienten kompensiert wird. Im Falle einer strukturellen Herzerkrankung ist ein verĂ€ndertes Verhalten des Myokards und der RegulationsvorgĂ€nge belegt. Eine erhöhte Volumenbelastung im rechten Vorhof bewirkt einen lokalen Druckanstieg, verbunden mit nachweislich vermehrter Expression natriuretischer Peptide. Untersuchungen belegen jedoch, dass der Anstieg passager ist und nicht zwingend von klinisch relevanten hĂ€modynamischen VerĂ€nderungen begleitet wird. So stellen MKS bei der Herzinsuffizienz in den Stadien NYHA I und II keine GefĂ€hrdung dar. Invasive Messungen an Patienten der Stadien NYHA III und IV belegen ebenfalls, dass hĂ€modynamische VerĂ€nderungen durch Kompression nach wenigen Minuten kompensiert werden und in der Regel nur eine geringe klinische BeeintrĂ€chtigung zur Folge haben. Dennoch hat eine entstauende Therapie von Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz wegen der prognostischen Bedeutung grundsĂ€tzlich unter engmaschiger klinischer Kontrolle zu erfolgen.