Immunadsorption (IA) und Plasmapherese (PP) erlangen zunehmend an Bedeutung bei der Behandlung von Autoimmunerkrankungen sowie im Bereich der Nierentransplantation. Beide Verfahren können schnell und effektiv Immunglobuline und Immunkomplexe aus dem systemischen Kreislauf entfernen und werden somit zum Beispiel bei systemischem Lupus erythematodes oder zur Entfernung von humanen Leukozytenantigenen (HLA) oder Anti-A/BAntikörpern bei Nierentransplantationen eingesetzt. Die PP ist zudem in der Lage, weitere Moleküle inklusive Toxine zu eliminieren oder aber fehlende Plasmakomponenten zu ersetzen, zum Beispiel bei(m) hämolytisch-urämi-schen Syndrom (HUS)/thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura (TTP).
Limitiert sind diese beiden extrakorporalen Verfahren durch den damit verbundenen Aufwand, die Kosten und die zum Teil immer noch fehlende Evidenz. Somit muss das Ziel sein, im Rahmen von Studien weitere wissenschaftliche Grundlagen für diese vielversprechenden Therapien zu schaffen.Die verschiedenen Indikationen zur Durchfüh-rung einer IA oder PP sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Im Gegensatz zur PP können mit der IA Immunglobuline (Ig) spezifisch und effektiv aus dem systemischen Kreislauf entfernt werden. Insbesondere Ig der IgG-Subklassen 1, 2 und 4 werden mit hoher Affinität gebunden, wohingegen IgG3, IgA und IgM nur mit variabler beziehungsweise niedriger Affinität gebunden werden. Wäh-rend einer IA können bis zu 87 %, mit 3 oder mehr IA über 98 % des Gesamt-IgG aus der Zirkulation eliminiert werden. Darüber hinaus hat die IA ein vorteilhaftes Nebenwirkungsspektrum -die PP (bzw. der therapeutische Plasmaaustausch) ist häufig mit der Substitution von Frischplasmen oder Humanalbumin und damit der Gefahr der Ausbildung allergischer Reaktionen verbunden. Zudem besteht ein geringes Restrisiko der Ansteckung mit übertragbaren Erkrankungen. Der Vorteil der PP ist die Möglichkeit, nicht nur Ig effektiv zu eliminieren, sondern auch Plasmakomponenten gezielt zu substituieren. Dies ist zum Beispiel bei ADAMTS-13-Mangel/thrombotisch-thrombozytopenischer Purpura sinnvoll. Ebenfalls werden unspezifische Effekte der Substitution von großen Plasmamengen diskutiert [1]. Aufgrund einer unzureichenden Studienlage wird der Einsatz der PP im Bereich der Nephrologie kontrovers diskutiert; für die IA gilt dies umso mehr. Insbesondere im Bereich der Nierentransplantation gibt es mittlerweile jedoch einige anerkannte Indikationen für beide Verfahren entweder zur Vorbehandlung von HLA immunisierten oder AB0-inkompatiblen Nierentransplantatempfängern oder zur Behandlung der (akuten) antikörpervermittelten Abstoßung nach einer Nierentransplantation.
Immunadsorption zur Behandlung von Glomerulonephritiden und Vaskulitiden
Fokal-segmentale GlomeruloskleroseSowohl für die PP als auch für die IA liegen Einzelfallberichte zur Behandlung der fokal-segmentalen Glomerulosklerose (FSGS) vor. Pathophysiologisch erscheint dieser Ansatz durchaus sinnvoll, da seit vielen Jahrzehnten einer oder mehrere zirkulierende (humorale) Faktoren in der Pathogen...