Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Bakterielle Hautinfektionen kommen bei Reptilien häufig vor. Obwohl viele dieser Infektionen durch multifaktorielle Probleme verursacht werden, ist eine spezifische Behandlung nötig. Ziel der Studie war, das Keimspektrum und die Resistenzlage von aeroben Bakterien in Hautläsionen von Reptilien zu untersuchen.
Material und Methoden Tupferproben dermaler Läsionen von 219 Reptilien wurden bakteriologisch untersucht (01/2017–06/2018). Die Identifizierung der Bakterien erfolgte anhand von Selektivnährböden, biochemischen Parametern sowie MALDI-TOF-MS, die Erstellung der Antibiogramme mittels Mikrodilutionsmethode.
Ergebnisse Bei den insgesamt identifizierten 306 Keimisolaten handelte es sich überwiegend um gramnegative Spezies. Pseudomonas spp. (n = 48), Citrobacter spp. (n = 31, nur bei Schildkröten), aerobe Sporenbildner (n = 30), Aeromonas spp. (n = 20), Acinetobacter spp. (n = 20), Proteus spp. (n = 15), Staphylococcus spp. (n = 15), Klebsiella spp. (n = 13), Enterococcus spp. (n = 13) sowie Morganella spp. (n = 11) machten den Hauptteil aus, daneben konnten weitere gramnegative (n = 78) und grampositive (n = 12) Bakterienspezies identifiziert werden. Mischkulturen mit 2 (n = 80) oder mehr (n = 16) Keimen traten bei 96 Tieren auf. Von 208 der 306 Isolate wurden Antibiogramme erstellt. Gegenüber Enro- (E) und Marbofloxacin (M) waren viele Isolate sensibel (minimale Hemmkonzentration [MHK] in µg/ml ≤ Grenzwert), beispielsweise Pseudomonas spp. (E: 86,4 % MHK ≤ 0,5; M: 95,5 % MHK ≤ 1), Citrobacter spp. (E: 86,4 % MHK ≤ 0,5; M: 90,9 % MHK ≤ 1) und Aeromonas spp. (E: 75,0 % MHK ≤ 0,5; M: 100 % MHK ≤ 1). Trimethoprim/Sulfamethoxazol erwies sich als wirksam gegen die meisten Citrobacter- (90,9 % MHK ≤ 2/38) und Aeromonas- (75,0 % MHK ≤ 2/38) Isolate. Amikacin war wirksam gegen fast alle Pseudomonas spp. (97,7 % MHK ≤ 16), Citrobacter spp. (95,5 % MHK ≤ 16) sowie Aeromonas spp. (93,8 % MHK ≤ 16).
Schlussfolgerung und klinische Relevanz Das Keimspektrum von Reptilienhautläsionen umfasst vor allem gramnegative Bakterien, deren klinische Relevanz für jeden Einzelfall abzuwägen ist. Viele Isolate dieser Studie waren sensibel für Fluorchinolone sowie Aminoglykoside. Da der Einsatz dieser Antibiotika zurückhaltend erfolgen sollte und gegenüber jeder getesteten Antibiotikagruppe auch resistente Isolate identifiziert wurden, wird eine Antibiogrammerstellung empfohlen.