Zusammenfassung
Gegenstand und Ziel Es sollte untersucht werden, inwieweit die
bakteriologische Untersuchung von Nasenschleimhautabstrichen (BU) und die
histopathologische Untersuchung (HP) von Nasenschleimhautbioptaten bei Hunden
mit Nasenausfluss (NAF) für das Stellen einer Diagnose von Bedeutung sind.
Material und Methoden Retrospektiv wurden Patientenakten von Hunden
ausgewertet, die mit dem Hauptsymptom NAF von Januar 2015 bis Dezember 2016 in
der HNO-Abteilung der Klinik für Kleintiere vorgestellt wurden.
Ergebnisse Die Auswertung umfasste die Daten von 85 Hunden. Auf der Basis
der Ergebnisse einer Computertomografie (CT) des Kopfes, einer Rhinoskopie, der
BU und der HP wurden 6 Gruppen nach den Primärursachen klassifiziert: nasale
Neoplasie (24/85, 28 %), oronasale Defekte (22/85, 26 %), idiopathische
chronische Rhinitis (17/85, 20 %), Fremdkörper (8/85, 10 %), sinonasale
Aspergillose (7/85, 8 %) und pathologische Veränderungen des Nasenspiegels (NSP;
7/85, 8 %). Bei brachyzephalen Hunden (14/85, 17 %) stellten oronasale Defekte
(8/14, 57 %) mit Abstand die häufigste Ursache für NAF dar. Eine bakterielle
Infektion der Nasenschleimhaut war bei keinem Tier die Primärursache für NAF und
daher nicht allein mit einem Antibiotikum zu therapieren. Dennoch waren 72 % der
Tiere antibiotisch vorbehandelt. Die BU zeigte Sekundärerreger, die für keine
Primärursache charakteristisch waren. Die HP erwies sich nur für die
endoskopisch kontrollierte Probenentnahme von Tumorgewebe als diagnostisch.
Nicht diagnostisch waren dagegen die Biopsie von Nasenschleimhaut und die
Bestimmung des Entzündungstyps.
Schlussfolgerungen NAF ist beim Hund häufig Folge einer gravierenden
Grunderkrankung, die zu bleibenden Schäden bis hin zum Tod führen kann. Daher
bedarf es einer frühzeitigen weiterführenden Diagnostik in Narkose. Die
Rhinoskopie als zentrales Diagnostikum wird durch CT und Biopsie ergänzt. Eine
bakteriologische Untersuchung des Nasenausflusses ermöglicht keine Diagnose der
zugrunde liegenden Primärerkrankung.
Klinische Relevanz Ohne Diagnose ist die Anwendung von Antibiotika bei
Hunden mit NAF nicht indiziert, bei Tumorerkrankungen oder einer Pilzinfektion
sogar schädlich. Bei Tumorverdacht sollten Bioptate unter endoskopischer Sicht
gewonnen werden, da Blindbiopsien häufig benachbartes Gewebe erfassen und zu
einer falschen Diagnose führen.