Inwiefern jugendkulturelle Praktiken als Möglichkeitsräume nicht nur durch Familie, Schule und Freizeitaktivitäten gerahmt sind, sondern von Jugendlichen selbst ausgestaltet werden können, wurde im Zuge der Covid-19-Pandemie deutlich (vgl. Stauber 2021; Köhler/Zschach 2022). Darauf bezogen stellt sich eindringlicher denn je die Frage, wie Jugendliche im durchgetakteten und begrenzten Alltag mit gesellschaftlich gesetzten Zeiträumen und -anforderungen umgehen, denn sie müssen kontinuierlich mit Synchronisierungsanforderungen in Zeit und Raum (vgl. zusf. Schmidt-Lauff 2012) umgehen. Mit dem Übergang ins Erwachsenenalter gewinnen diese Anforderungen an Komplexität und müssen zunehmend selbstverantwortlich gemeistert werden, wobei den Peers eine lange unterschätzte Bedeutung für dieses „time work“ (Leccardi 2021) zukommt. Der vorliegende Beitrag greift die Sicht- und Umgangsweisen Jugendlicher mit zeitraumbezogenen Anforderungen auf und fokussiert dazu die Relevanz von jugendlicher Peer-Kulturen. Anhand von empirischem Material werden unterschiedliche Peergroups vergleichend betrachtet: jene, die sich durch eine praktische räumliche Nähe beim Chillen auszeichnen, mit denen, die pandemiebedingt diese räumliche Nähe virtuell durch Social-Media-Anwendungen teilen. Zusammenfassend kann mit den Rekonstruktionen aus zwei Forschungsprojekten aufgezeigt werden, wie sich junge Menschen Auszeiten nehmen, aber gleichzeitig auch mit extensivem Zeitmanagement belastet werden.