ZusammenfassungZur Ergebnisbewertung der rekonstruktiven Mittelohrchirurgie nur die erzielte
Verbesserung audiometrischer Messergebnisse heranzuziehen greift zu kurz.
Auch wenn sie als funktionelle Parameter eine zentrale Stellung in der
Therapiebewertung des Sinnesohrgans Ohr einnehmen, müssen sie
für die moderne Qualitätsbeschreibung um eine Reihe von
Faktoren ergänzt werden. Dabei sind die z. T. unterschiedlichen
Perspektiven, aus denen ein qualitativ gutes Ergebnis bewertet wird, zu
berücksichtigen. Aus Sicht des Patienten sind andere Faktoren
ausschlaggebend als für den Arzt, für den Arzt wiederum
andere als für die Kostenträger und die internationale
otologische Gemeinschaft, die anhand von Ergebnissen gesicherte Erkenntnisse
aus mittelohrchirurgischen Studiendaten ziehen möchte, setzt wieder
andere Kriterien an, um die Qualität zu bewerten.Dazu wird der allgemeine Qualitätsbegriff auf die Mittelohrchirurgie
adaptiert. Zudem muss er auf unterschiedlichen Ebenen gedacht und die
chirurgische Therapie von Mittelohrerkrankungen als ganzer Prozess
verstanden werden. Damit fallen neue Aspekte in die
Qualitätsbewertung, die eine strukturierte Beschreibung und
Erfassung krankheitsspezifischer Symptome, Befunde und das
Behandlungsergebnis umfassen. Auch die Nutzung international anerkannter
Klassifizierungssysteme, um die eigenen Ergebnisse nicht nur publizierbar
sondern auch Meta-Analyse-fähig zu machen muss in der heutigen Zeit
als ein Qualitätsmerkmal angesehen werden. Hierzu stehen
international erarbeitete und anerkannte Berichtssysteme zur
Verfügung. Ihre Anwendung in der Routineversorgung macht die
erhobenen Daten dabei nicht nur international vergleichbar, sondern
ermöglicht auch die systematische Bewertung innerhalb einer
Institution zur Qualitätsbeschreibung.Neben audiologischen Messergebnissen werden chirurgische
Qualitätsindikatoren betrachtet. Dabei wird der Blick auch auf
eintretende Komplikationen und den Wert systematischer und strukturierter
Erfassungssysteme gerichtet. Für die Nutzenbewertung durch die
Patienten stehen mittlerweile validierte Messinstrumente zur
Verfügung, deren Einsatz nicht mehr auf wissenschaftliche Studien
beschränkt sein sollte. Zusammenfassend soll die
Qualitätsbewertung nicht nur auf den „Patienten als
Ganzes“, sondern auch den „Therapieprozess als
Ganzes“, mit Einbeziehung von Merkmalen der Struktur- und
Prozessqualität, ausgedehnt werden.