“…Und die Modelle, dies zu beschreiben, liegen ja durchaus vor – etwa in der von Claus Offe und Jürgen Habermas schon in den 1970er-Jahren entwickelten Spätkapitalismustheorie, welche die oben genannte Kluft strukturell als Gegensatz zwischen dem auf Gleichheit basierenden demokratischen Prinzip und dem Ungleichheit produzierenden Prinzip privater ökonomischer Aneignung im Staat selbst verortete (Offe 2006 ; Habermas 1973 ; vgl. dazu auch Strecker 2013 ; Borchert und Lessenich 2016 ). Lessenich selbst hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, eben diese Theorie lebendig und aktuell zu halten.…”
ZusammenfassungDer Beitrag versucht zunächst, das Wesen und die Erscheinungsform der Corona-Krise mit beschleunigungstheoretischen Mitteln genauer zu bestimmen. Zentral ist dabei die Diagnose einer politisch herbeigeführten, objektiv messbaren gesellschaftlichen Entschleunigung. Auf dieser Basis werden dann im zweiten Schritt in Auseinandersetzung mit der Systemtheorie einerseits und mit neomarxistischen Ansätzen andererseits die gesellschaftstheoretischen Konsequenzen gezogen. Der Fokus liegt dabei auf dem Argument, dass sich die politische Reaktion auf das SARS-CoV-2-Virus weder nach den Prinzipien funktionaler Differenzierung noch aus der Logik der Herrschaftssicherung oder der Kapitalakkumulation erklären lässt. Im Anschluss daran arbeitet der Beitrag heraus, welche Möglichkeiten sich in der Krisenlage für einen gesellschaftlichen Pfad- und Systemwechsel ergeben und welche Rolle die Soziologie als wissenschaftliche Disziplin in dieser historischen Lage spielen kann und spielen sollte.
“…Und die Modelle, dies zu beschreiben, liegen ja durchaus vor – etwa in der von Claus Offe und Jürgen Habermas schon in den 1970er-Jahren entwickelten Spätkapitalismustheorie, welche die oben genannte Kluft strukturell als Gegensatz zwischen dem auf Gleichheit basierenden demokratischen Prinzip und dem Ungleichheit produzierenden Prinzip privater ökonomischer Aneignung im Staat selbst verortete (Offe 2006 ; Habermas 1973 ; vgl. dazu auch Strecker 2013 ; Borchert und Lessenich 2016 ). Lessenich selbst hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, eben diese Theorie lebendig und aktuell zu halten.…”
ZusammenfassungDer Beitrag versucht zunächst, das Wesen und die Erscheinungsform der Corona-Krise mit beschleunigungstheoretischen Mitteln genauer zu bestimmen. Zentral ist dabei die Diagnose einer politisch herbeigeführten, objektiv messbaren gesellschaftlichen Entschleunigung. Auf dieser Basis werden dann im zweiten Schritt in Auseinandersetzung mit der Systemtheorie einerseits und mit neomarxistischen Ansätzen andererseits die gesellschaftstheoretischen Konsequenzen gezogen. Der Fokus liegt dabei auf dem Argument, dass sich die politische Reaktion auf das SARS-CoV-2-Virus weder nach den Prinzipien funktionaler Differenzierung noch aus der Logik der Herrschaftssicherung oder der Kapitalakkumulation erklären lässt. Im Anschluss daran arbeitet der Beitrag heraus, welche Möglichkeiten sich in der Krisenlage für einen gesellschaftlichen Pfad- und Systemwechsel ergeben und welche Rolle die Soziologie als wissenschaftliche Disziplin in dieser historischen Lage spielen kann und spielen sollte.
“…Approximately forty years after Polanyi's reflections on market preponderance, Offe has explored this phenomenon in the era of the welfare state (Borchert and Lessenich, 2018;Jessop, 2002: 275−276;Offe, 2019Offe, [1984). At first glance, it may appear incongruous that he discussed limits to the capacity of the state by referring to the period when the peace-time liberal-democratic state had most extended its role within society.…”
Section: The Political Economy Of the Liberal-democratic Statementioning
The paper casts light on structural factors limiting and shaping the actions of planners. In doing so it attempts to compensate for the emphasis planning theory places on the agency dimension of planners at the expense of the structural limitations they encounter. The paper draws from Giddens’s structuration theory, which depicts how the imbrication of agency and structure within institutional contexts sets the resources and constraints environment wherein social actors function. In order to adapt structuration theory to the reality of planners, the paper explores how motivations driving their agency take form largely within their professional realm. It also highlights the role institutional dynamics and political economy play in setting the structural context in which planners operate. The empirical substance originates from two junctures in the evolution of Toronto planning. The paper paints the picture of knowledgeable and reflective planners making informed decisions within changing structural contexts they do not control.
“…Der analytische Clou der Theorie bestand nun darin, den demokratisch-kapitalistischen Staat als eben solchen ernst zu nehmen: ihn also in seinem politisch-administrativen Handeln als nicht nur durch die kapitalistische, sondern eben auch durch die demokratische Logik (sowie zusätzlich durch die staatliche Eigenlogik) bestimmt zu sehen (Borchert und Lessenich 2016 ). Aus dieser Perspektive ist der Staat in der Tat nicht nur „das Instrument ‚der Herrschenden‘ bzw.…”
Section: Das Corona-krisenmanagement: Geld Oder Leben?unclassified
ZusammenfassungDie COVID-19-Pandemie läutet kein neues gesellschaftliches Zeitalter ein. Die bislang erkennbaren Mechanismen ihrer Bearbeitung sind vielmehr Ausweis jener strukturellen sozioökonomischen und soziopolitischen Krisendynamik, die als Signatur des demokratischen Kapitalismus gelten muss. Ebenso wenig sollte das herrschende Krisenmanagement als eine die kapitalistische Akkumulations- und Profitlogik zumindest vorübergehend stillstellende „Politik des Lebens“ missverstanden werden: Es sind vielmehr nur bestimmte Leben, deren Schutz und Rettung sich die Regierungen der demokratisch-kapitalistischen Industrienationen verschrieben haben. Gegenüber einer zeitdiagnostischen Adaption der beliebten Lebensberatungssemantik der „Krise als Chance“ ist daher Zurückhaltung geboten. Eine Chance aber könnten die gegenwärtigen Umstände tatsächlich für die Soziologie bieten: Wenn sie nämlich endlich aufhören würde, ihre unvermeidlich in gesellschaftspolitische Gestaltungsprozesse involvierte Praxis als eine „unideologische“, „wertfreie“ und politisch „neutrale“ zu verkennen.
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