I. Der vorbereitende Schaden.Seit Beginn der bakteriologischen J~ra, seit Petten]ro/ers und seines Assistenten heroischem Selbstversuch bemfhen sich Bakteriologen und Kliniker, die weehselnde Bedeutung yon Kr~nkhei~serregern und Disposition ffir die Seuchen zu erforschen. Unter den Seuchen stehen Masern und Pocken mit hoher Pathogeni't~t, bei denen Infektion fast gleichbedeutend ist mit Erkrankung (hoher Kontagionsindex), am Anfang einer Reihe von Infektionskrankheiten, an deren Ende Krankheiten mit geringer Pathogeniti~t, wie z. B. Scharlach und Kinderliihmung stehen, bei denen zwar die Infektion die Voraussetzung, aber keineswegs der wesentlichste :Faktor fiir den Ausbruch der Krankheit darstellt (niecierer Kontagionsindex). Auf dem Boden der Theorie der stillen Feiung stehend kann man fiir die Poliomyelitis (P.) leicht erreehnen, dal3 yon 100 mit P.-Virus infizierten empf~nglichen Personen hSchstens eine manifest erkrankt 1. Es drangt sieh einem yon selbst die Frage auf, welche Konstellation verschiedenster Umst~nde gerade in diesem einen ungliiekseligen Fall die Infek~ion zur Krankheit werden lieB, warum es in diesem einen Falle in bisher als ,,typisch" angesehener Weise zum Einbruch des Virus und vor allem zur Entzfindung in den VorderhSrnern des Riiekenmarks kam. Verschiedenheiten der Virulenz des Erregers konnten in solchem l~IaBe nicht gefunden werden und waren yon vornherein nicht wahrseheinlieh. Es bleibt also nut der Einzelorganismus selbst, der auf die Infektion in bestimmten Ausnahmef~llen mit Krankheit reagiert. So hat sich bei der Erforschung der Kinderliihmungspathogenese, besonders in Deutschland, in der letzten Zeit ein gewisser Wandel bemerkbar gemacht. Neben dem frtiher und jetzt noch vor ahem in Amerika ganz vorwiegend betriebenem Studium der Exposition, der Epidemiologie, der Infektiosit~tt und Virulenz sowie der Ausbreitung des Virus in Umwelt und 0rganismus ste]lt sich heute das Problem der Pathogenese ftir eine ganze Anzahl yon Forsehern als ein vorwiegend dispositionelles dar.i AnzahI der gemeldeten bis zu einem gewisson Lebensalter Erkrankter dureit Anzahl der Personen mit positivem l~eutralisationstest des gleiehen Lebensalters, erreehnet aus dem bekannten Prozentsatz nach Aycoc]~ und Kvamer.