Obwohl die Frühgeburt die häu gste Komplikation in der Schwangerschaft in Deutschland darstellt, gibt es noch immer keine sicheren diagnostischen Kriterien. Dadurch wird eine Vielzahl von Schwangeren unnötig stationär eingewiesen und medikamentös behandelt, während gleichzeitig bei anderen Frauen die Risiken nicht rechtzeitig erkannt werden. D ie in den letzten Jahren publizierten Erkenntnisse zur Pathophysiologie der Frühgeburt ermöglichen neben der Bestätigung der Diagnose eine Prädiktion der Erkrankung bereits vor dem klinischen Ereignis. Erste Studien zeigen, dass ähnlich dem kombinierten Screening auf Präe-klampsie eine e ektive Erkennung einer Risikopopulation schon im I. Trimenon möglich erscheint [1,2]. Im Rahmen dieser Arbeit soll eine Übersicht über die derzeitigen Möglichkei-ten einer Prädiktion und Diagnostik der drohenden Frühge-burt gegeben werden.
Einleitung und HintergrundEine Frühgeburt betri in Europa ca. 6,2%; davon in Deutschland ca. 9%, in Nordamerika und Afrika jeweils ca. 12% aller Schwangerscha en, und ist eine der Hauptursachen für perinatale Morbidität bzw. Mortalität [3][4][5]. Nach WHO-De nition wird jede Geburt < 37+0 Schwangerscha swochen (SSW) als Frühgeburt bezeichnet, wobei besonders Frühgeburten < 34+0 SSW (ca.1 %) von klinischer Bedeutung sind, da mit sinkendem Gestationsalter die Inzidenz von neonataler Morbidität und Mortalität steigt [5].Die drohende Frühgeburt erscheint als multifaktorieller Prozess mit einem gemeinsamen Endpunkt (Abb. 1). Häu gste Ursachen sind aszendierende Infektionen, hypoxisch-ischämi-sche Beeinträchtigungen der utero-plazentaren Einheit, chronischer Stress sowie Fehlbildungen von Fetus und Uterus [6].Bekannte Risikofaktoren sind vor allem eine belastete geburtshil iche Anamnese (vorangegangene Schwangerscha sabbrüche, Spätaborte oder Frühgeburten) (OR 3.4; 95% Kondenzintervall (CI) 1,3-8,7), Alter der Schwangeren > 35 Jahre und < 18 Jahre (OR 1,70, 95% CI 1,02-3,08), Mehrlingsschwangerscha en (etwa 10 % aller Frühgeburten), eine alleinstehende Schwangere (OR 1,61, 95% CI 1,26-2,07) sowie eine niedrige Schulbildung und Ausbildung (OR 1,75 95% CI 1,65-1,86), wodurch die Frühgeburt auch als sozial determiniertes Problem sichtbar wird [7].Die Vielzahl und Komplexität dieser pathophysiologischen Mechanismen, der demographische Wandel mit Verschiebung der Schwangerscha en in mittlere Lebensalter und mangelnde Evidenz therapeutischer Interventionen sind unserer Mei-