Zusammenfassung Die gestiegene Nachfrage nach Coaching als Personalentwicklungsmaßnahme in den letzten Jahren resultiert in einem höheren Bedarf an kompetenten Coaches, die von den Unternehmen zuvor ausgewählt werden müssen. Darüber, wie Unternehmen die passenden Coaches auswählen und welche Anforderungen sie dabei zugrunde legen, existiert bislang nur wenig Forschung. Ersten Erkenntnissen zu Folge werden aus Ermangelung an belastbaren Anforderungskriterien lediglich Qualitätssurrogate überprüft. Die Intransparenz des Marktes sowie die fehlende Überprüfbarkeit von Zertifikaten und Ausbildungen sind dabei zwei mögliche Ursachen. Der vorliegende Artikel widmet sich dieser Frage und illustriert anhand einer empirischen qualitativen Interviewstudie die strategischen Hintergründe, Motive und Vorgehensweisen aller beteiligten Stakeholder in der Auswahl von Coaches. Dabei werden Coaches, Unternehmensvertreter und Dienstleistungsanbieter, welche die Coach-Auswahl stellvertretend übernehmen, befragt und ihre Aussagen für ein globales Bild des Markts gegenübergestellt. In der Betrachtung der Ergebnisse zeigt sich, dass die Auswahl von Coaches weiterhin ein Empfehlungsgeschäft und damit ein closed shop ist. Die wenig standardisierten Auswahlgespräche sowie die Vorherrschaft von Kompetenzvermutungen und Bauchgefühl als Auswahlkriterien lässt darauf schließen, dass die Anforderungen der Eignungsdiagnostik wenig erfüllt werden. Für die Verbesserung der Auswahlprozesse und eine stärkere Orientierung an der DIN 33430 werden erste Vorschläge unterbreitet, die zur Professionalisierung des Coachings im Unternehmenskontext beitragen.