Cochlea-Implantation: Konzept, Therapieergebnisse und Lebensqualität

Abstract

ZusammenfassungCochlea-Implantate stellen heute eine unverzichtbare Methode zur auditiven Rehabilitation hochgradig hörgeschädigter Patienten dar. Durch die rasante Entwicklung der Implantat-technologie haben sich die Hörergebnisse erheblich verbessert, ca 80% der Patienten können telefonieren und Kinder erreichen eine nahezu normale Hör- und Sprachentwicklung. Das hat zu einer Indikationsausweitung hin zu Patienten mit Hochtontaubheit und einseitiger Taubheit geführt. Zur Zeit sind aber nur etwa 60 000 der ca 1 Million CI-Kandidaten implantiert. Zukünftig werden multimodale universelle Hörimplantate für die kombinierte elektro-mechanische Stimulation zur Verfügung stehen, die fortlaufend eine Anpassung der Stimulationsstrategie an den jeweiligen Funktionszustand von Haarzellen und Hörnerven auch bei progredienter Schwerhörigkeit ermöglichen. Brain-Computer-Interfaces erlauben die automatisierte Anpassung an die Hörsituation und eine Optimierung der Signalverarbeitung zur Erzielung eines bestmöglichen Hörvermögens. Binaurale Hörsysteme erlauben eine Verbesserung von Richtungshören und Hören im Störgeräusch. Advanced Implants besitzen additiv gefertigte individualisierte Elektroden, die sich nach atraumatischer robotisch assistierter Insertion aktiv der Anatomie der Cochlea anpassen. Sie sind in Abhängigkeit von der Pathophysiologie mit integrierten biologischen Komponenten ausgestattet, unterstützen die Erhaltung des Restgehörs und ermöglichen die Regeneration neuraler Elemente zur Verbesserung der Elektroden-Nerven-Schnittstelle. Dadurch lassen sich die heutigen grundsätzlichen Grenzen der CI-Technologie überwinden und in Richtung des physiologischen Gehörs verschieben. Das Bionische Ohr ist somit in Reichweite. Durch konsequente Weiterentwicklung mit Vereinfachung der Versorgung, hörerhaltender Implantation unter Lokal-Anästhesie und Anwendung robotischer Systeme werden zukünftig mehr Patienten von dem neuen physiologischen Hören profitieren.

Aktuelle Trends und Entwicklungen bei der Cochlea-Implantat-Versorgung

“…Um ein Monitoring des Restgehörs während der Einführung des Elektrodenträgers in die Cochlea bei CI-Patienten durchzuführen ist ein ausreichendes Restgehör Voraussetzung [79][80][81]. Je nach CI-Hersteller ist eine solche Messmethode entweder zugelassen und implementiert oder im Rahmen einer Forschungssoftware verfügbar [1,82,83]. Es besteht weiterer Evaluationsbedarf, u. a. ist hier noch eine Multifrequenzmessung zu evaluieren und optimieren, da je nach Insertionsgrad ein anderer spezifischer akustischer Stimulus auszuwählen ist [84].…”

“…Da sich auch die audiologischen Kriterien für eine Cochlea-Implantat-Versorgung auf Grund der mit dem CI erzielten Ergebnisse im Vergleich zur optimierten Hörgeräteversorgung ausgeweitet haben, kommt eine CI-Versorgung auch bei Patienten mit z. T. substanziellem Resthörvermögen (< 50 % Einsilber-verstehen mit Hörgerät bzw. < 60 % Einsilberverstehen bei Hochtontaubheit [1][2][3]) zur Anwendung.…”

Indikationen zur Cochlea-Implantat Versorgung bei Kindern: Wohin geht die Reise?

“…Innenohrfehlbildungen stellen eine besondere Herausforderung an Diagnostik und Indikationsstellung, die Operation und den nachfolgenden Anpassungsprozess dar. Durch eine möglichst genaue Bildgebung (hochauflösende Computertomographie der Felsenbeine oder digitale Volumentomographie und hochauflösende Magnetresonanztomographie von Innenohr und Hörbahn) sowie eine Hörnervenfunktionsdiagnostik (subjektiv und durch Registrierung elektrisch evozierter Hirnstammpotentiale) kann die Indikationsstellung dennoch mit größtmöglicher Sicherheit erfolgen [19]. Verschiedene Fehlbildungen können Unterschiede im erreichbaren Sprachverstehen mit einem CI mitbedingen.…”

“…B. durch Glucocorticoid-freisetzende, individuell angepasste Elektrodenträger, die Minimierung des Traumas bei der Operation durch Optimierung des Elektrodendesigns und der operativen Insertionstechnik inklusive robotischer Insertionssysteme oder eine Stimulation der Hörnervenregeneration durch Einbringen von Nerven-Wachstumsfaktoren in die Cochlea über die Elektrode könnte eine verbesserte Schnittstelle zwischen Elektrode und Hörnerv entstehen. Dies könnte auch erlauben, neue und bessere Sprachverarbeitungsstrategien einzusetzen 19 . Eine direkte Rückkopplung der Hörwahrnehmung an den Sprachprozessor über eine EEG-Registrierung mit dem Implantat (als sog.…”

“…Die Verwendung des CIs als Interface zwischen Gehirn und Computer eröffnet ein weites Feld an Nutzungsmöglichkeiten, z. B. im Bereich der Telekommunikation, und könnte helfen, die Hör-Sprachentwicklung bei Kindern genauer zu beobachten und individuell zu verbessern 19 . Auch Entwicklungen, wie z.…”