Zusammenfassung
Hintergrund
Die Klassifikation der Hörfunktion bei Patienten mit Vestibularisschwannom wird oft nach Gardner und Robertson (1988) oder Maßgaben der American Academy of Otolaryngology – Head and Neck Surgery (AAO-HNS, 1995) vorgenommen. Diesen Klassifikationssystemen liegen englische Sprachtestverfahren zugrunde. Eine deutschsprachige Entsprechung existiert nicht. Ziel der Arbeit ist die Untersuchung des Einflusses verschiedener Zielparameter auf die Hörklassifikation und die Ableitung einer Empfehlung für die Verwendung deutschsprachiger Testverfahren.
Material und Methoden
Die auf englischsprachigen Testverfahren für die Sprachaudiometrie beruhenden Regeln wurden für deutsches Sprachmaterial fortgeschrieben. Darauf basierend wurde an einer Kohorte von 91 Patienten mit Vestibularisschwannom Reintonhörschwellen, Sprachverständlichkeitsschwelle und Sprachverständlichkeit bei verschiedenen Schalldruckpegeln gemessen und das Hörvermögen nach den Klassifizierungen Gardner und Robertson (1988) und AAO-HNS (1995) kategorisiert.
Ergebnisse
Sowohl in der Gardner-Robertson-Klassifizierung als auch in der Klassifikation nach AAO-HNS ist die Anzahl der Patienten in den Hörklassen mit einer gut versorgbaren Hörschädigung (gemessen als Puretone-Average von drei (3PTA) oder vier Frequenzen (4PTA)) am höchsten, wenn der 3PTA0,5;1;2 kHz verwendet wurde, gefolgt vom 4PTA0,5;1;2;3 kHz, 4PTA0,5;1;2;4 kHz und 4PTA0,5;1;2;“3”kHz. Wird das maximale Sprachverstehen (Word Recognition Score, WRSmax) anstelle des WRS bei 40 dB Sensation Level (WRS40SL) verwendet, steigt die Anzahl der Patienten in den Hörklassen mit gut versorgbarer Hörschädigung unabhängig vom verwendeten Reintonhörschwellenmittelwert leicht.
Schlussfolgerung
Die Klassifizierung der Hörfunktion nach Gardner und Robertson sowie AAO-HNS kann im deutschsprachigen Raum angewendet werden. Für die Bestimmung der Sprachverständlichkeit bzw. der maximalen Sprachverständlichkeit kann der Freiburger Einsilbertest verwendet werden.