Sarah Klosterkamp will in diesem Buch erstens bereits bestehende gerichtsethnographische Methoden für eine Humangeographie fruchtbar machen, die an Recht und seinen multiplen Wechselwirkungen im Sinne von Subjektkonstitutionen und Produktionsweisen gesellschaftlicher Ungleichheit interessiert ist. Hierfür schlägt sie ein methodisch-methodologisches Instrumentarium vor, das geeignet scheint, den spezifischen Besonderheiten des empirischen Forschens im Gericht Rechnung zu tragen. Zweitens geht es ihr um eine konzeptionelle Ausdehnung politisch-geographisch informierter Ansätze und konkret um eine sinnvolle Ergänzung und Erweiterung bereits bestehender politisch-geographischer Untersuchungen aus dem Bereich der Kriminalgeographien um die Komponente der Logiken und Praktiken machtvoller Institutionen im Sinne einer study-up power Forschung. Dies systematisiert und konkretisiert sie am Beispiel eigener Feldforschungen an Amts-, Landes- und Oberlandesgerichten in Celle, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Frankfurt, München und Stuttgart-Stammheim. So gelingt ihr eine dichte Ethnographie staatlichen Handelns und Bewertens von strafrechtlich relevanten Gegenständen und Personen an der für die Geographie spannenden Schnittstelle der Terrorismusbekämpfung, Kriminalitätskartierung, Migrations- und Fluchtbewegungen und Materialtransporten, die durch den EU-Schengenraum und bis in das (ehemalige) Kalifat des ‚Islamischen Staates' reichen.