Zusammenfassung
Hintergrund Die Entfernung einer Bolusobstruktion im Ösophagus ist eine Indikation zur Notfallendoskopie. In der aktuellen Leitlinie der European Society of Gastrointestinal Endoscopy (ESGE) wird u. a der Vorschub des Bolus in den Magen empfohlen, was von vielen Endoskopikern aufgrund der erhöhten Komplikationsgefahr kritisch gesehen wird. Auch wird die Endoskop-Aufsetzkappe als Möglichkeit der Bolusentfernung nicht aufgeführt.
Methode In einer retrospektiven Analyse wurden 66 Erwachsene und 11 Kinder mit einer akuten Bolusobstruktion im Ösophagus von 2017 bis 2021 retrospektiv analysiert.
Ergebnisse Eine eosinophile Ösophagitis, Refluxösophagitis / peptische Stenose bzw. Schatzki-Ringe waren für 57,6%, Ösophagus- bzw. Bronchialkarzinome für 18%, Ösophagusmotilitätsstörungen für 4,5%, ein Zenkerʼsches Divertikel bzw. eine Strahlenösophagitis für je 1,5% der Bolusobstruktionen verantwortlich. In 16,7% konnte keine Ursache gefunden werden. Bei den Kindern zeigte sich ein vergleichbares Spektrum, wobei in 2 Fällen eine Stenose bei Ösophagusatresie vorkam. In 2 Fällen konnte keine Ursache gefunden werden. Eine Bolusentfernung war bei Erwachsenen in 92,4% und bei Kindern in 100% der Fälle möglich. Der Bolusverschluss konnte bei Erwachsenen in 57,6% und bei Kindern in 75% ausschließlich mit der Endoskop-Aufsetzkappe sicher entfernt werden. In nur 9% der Fälle war es möglich, den Bolus ohne vorherige Desintegration unter Sicht kontrolliert in den Magen vorzuschieben.
Schlussfolgerung Die flexible Endoskopie ist eine effektive Notfallmaßnahme zur Bolusentfernung aus dem Ösophagus. Ein unkontrolliertes blindes Vorschieben des Bolus in den Magen kann nicht empfohlen werden. Die Endoskop-Aufsetzkappe ist eine sehr gute Ergänzung zur sicheren Bolusentfernung.