Die invasive Bestimmung der fraktionellen Flussreserve ("fractional flow reserve", FFR) gestattet die Ermittlung der hämodynamischen Relevanz von Stenosen der Koronararterien [1]. Empfohlen wird die Bestimmung der FFR bei Stenosen von 50-90 % des Gefäß-durchmessers, wenn kein nichtinvasiver Ischämienachweis vorliegt. Zur Messung der FFR wird ein mit Drucksensor bestückter Draht oder Mikrokatheter in die Koronararterie eingeführt. Unter maximaler Hyperämie wird dann das Verhältnis von mittlerem Blutdruck distal der Stenose (pd) zum aortalen Mitteldruck (pa) bestimmt. In der Regel wird ab einer FFR (pd/pa) von 0,80 oder weniger von einer hämodynamisch relevanten Stenose ausgegangen. Aufgrund der Resultate mehrerer randomisierter, prospektiver Studien, bei denen die Entscheidung zur Revaskularisation von der FFR abhängig gemacht wurde, hat die FFR-Messung einen hohen klinischen Stellenwert. Sie ist für Stenosen > 50 % und < 90 % Diameterreduktion bei Fehlen eines eindeutigen nichtinvasiven Ischämienachweises mit dem Empfehlungsgrad ("class of recommendation") I und dem Evidenzgrad "A" in den 2014 publizierten Leitlinien zur Koronarrevaskularisation der European Society of Cardiology versehen [2]. In einem großen Register zeigte sich, dass bei 43 % aller Patienten die FFR-Messung im Vergleich zur rein visuellen Einschät-zung von Koronarstenosen die weitere Behandlung des Patienten verändert [3]. Selbst wenn ein nichtinvasiver Ischämi-enachweis vorliegt, ändert die FFR-Messung häufig die Einschätzung der Relevanz einer Stenose [4]. Allerdings verlassen sich viele interventionelle Kardiologen trotz der Evidenz für das Verfahren eher auf den visuell eingeschätzten angiographischen Schweregrad, als die FFRMessung einzusetzen [5]. In Deutschland werden FFR-Messungen derzeit nur bei etwa 5 % aller invasiven Koronarangiographien vorgenommen [6]. Gründe hierfür sind neben dem logistischen Aufwand vermutlich das Befürchten mögli-cher Komplikationen und evtl. zudem eine gewisse Unsicherheit über die optimale Durchführung und Interpretation der FFR-Messung -gerade auch in komplexen Situationen wie bei Mehrgefäßer-krankung, Hauptstammstenosen, seriellenStenosenoderbeiPatientenmitaortokoronaren Bypassgefäßen. Weiterhin ist die Messung zwar technisch nicht sehr anspruchsvoll, doch müssen einige wichtige Punkte beachtet werden, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. In diesem Dokument sind daher Empfehlungen zur Indikationsstellung, Durchführung und Interpretation der FFR-Messung zusammengestellt. Nicht für alle klinische Patientenkollektive und Situationen liegen aussagekräftige randomisierte Studien vor -in den FA-ME-Studien z. B. waren Patienten mit Hauptstammstenose, mit einer linksventrikulären Hypertrophie und mit einer linksventrikulären Ejektionsfraktion (LV-EF) unter 30 % ausgeschlossen, und nur Läsionen in Gefäßen mit zumindest 2,5 mm Referenzdiameter wurden berücksichtigt [7]. Dieser Expertenkonsens ist deswegen keine systematische Darstellung oder Metaanalyse aller bisher publizierten Daten, er beruht vielmehr neben der ...