Zusammenfassung
Hintergrund
Die zunehmende Belastung von Krankenhausnotaufnahmen (KHN) durch wenig dringliche Patienten wirft Fragen nach Fehlsteuerungen bzw. Versorgungsdefiziten in anderen Bereichen auf.
Methode
Retrospektive Datenanalyse einer Zufallsstichprobe aus allen Fällen des Jahres 2019 zweier KHN in einer Metropolregion. Wir untersuchten Patienten, die ambulant versorgt, aber mit einem Krankentransportmittel (KT) wieder aus der Notaufnahme abtransportiert wurden.
Ergebnisse
1500 Patienten (767 [51,1 %] weiblich; Alter 56 ± 22,7 Jahre) aus einer Grundgesamtheit von 80.845 Patienten wurden analysiert. 888 (59,2 %) wurden ambulant versorgt. Jeweils 9 (0,5 %), 193 (12,9 %), 684 (45,6 %), 508 (33,9 %) und 48 (3,2 %) waren den Manchester-Triage-System-Kategorien Rot, Orange, Gelb, Grün bzw. Blau zugeordnet. Von 880 ambulanten Patienten wurden 731 (83,2 %) selbstständig und 149 (16,8 %) mit einem KT entlassen. Über die Hälfte der per KT entlassenen Patienten war mit urologischen Problemen, Extremitätenproblemen und nach Stürzen vorgestellt worden. Die liegend transportierten ambulant versorgten Patienten hatten ein höheres Alter (76,2 ± 16,2 vs. 45,1 ± 20,5 Jahre; p < 0,001), einen höheren Charlson Comorbidity Index (5 [3–6] vs. 0 [0–2]; p < 0,001), erhielten seltener eine CT-Diagnostik und häufiger lediglich eine einfache medizinische Maßnahme ohne diagnostischen Aufwand (24,8 % vs. 4,6 %; p < 0,001). Sie wurden zu einem größeren Anteil mehrfach vorgestellt (28,9 % vs. 8,5 %; p < 0,001). Der Anteil an Heimbewohnern war höher (59,5 % vs. 0 %; p < 0,001).
Schlussfolgerung
Etwa ein Zehntel der insgesamt in den KHN versorgten Patienten blieb ambulant und wurde mit einem KT entlassen. Mehr als die Hälfte wurde aus stationären Pflegeeinrichtungen vorgestellt. Ein Großteil erhielt einfache Leistungen und kaum Diagnostik und hatte eine niedrige Triagedringlichkeit.