ZusammenfassungFunktionelle gastrointestinale Erkrankungen wie das Reizmagen- (funktionelle Dyspepsie, FD) und das Reizdarmsyndrom (RDS) sind stressassoziiert. Die seit 2020 grassierende COVID-19-Pandemie hat Ängste und Stress in der Bevölkerung ausgelöst. Distanzierende Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie beeinflussen die psychische Gesundheit. Das Ziel dieser Studie war die Untersuchung der Auswirkungen des dritten Lockdowns 12/2020–01/2021 auf die Besorgtheit von Patient:innen mit FD oder RDS.Patient:innen mit der Diagnose FD oder RDS, die im Jahr 2020 in einer universitären Ambulanz oder in einem Krankenhaus der Regelversorgung im Süden Baden-Württembergs behandelt wurden, nahmen freiwillig an einer anonymen Online-Umfrage zu Begleiterkrankungen, Besorgtheit um COVID-19 und Stresserleben teil.106 Patient:innen (♀=67, ♂=38, 1 divers) nahmen an der Umfrage teil. Davon hatten 16 FD (♀=9, ♂=6, divers=1), 80 RDS (♀=52, ♂=28) und 10 beides (♀=6, ♂=4). Depressive und Angsterkrankungen waren die häufigsten Komorbiditäten in der FD- (jeweils 25%) und RDS-Gruppe (jeweils 20%). Im Vergleich von Teilnehmenden mit FD und RDS zeigten jene mit RDS signifikant höhere Werte für eine Zunahme der Magen- und Darmbeschwerden während der Pandemie (p=0,007), eine häufigere Vorstellung beim Arzt während der Pandemie, einen stärkeren sozialen Rückzug aufgrund gastrointestinaler Symptome (p=0,05) und höhere Werte für die Befürchtung, dass eine Impfung gegen COVID-19 die Magen- und Darmbeschwerden ungünstig beeinflussen könnte (p=0,05).In Zeiten der Pandemie scheint eine interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Versorgung von Patient:innen mit FD oder RDS mehr denn je vonnöten, um Besorgnisse zu adressieren und eine gute Behandlung anzubieten.