ZusammenfassungDer vorliegende Artikel thematisiert das Zusammenspiel von qualitativen, interpretativen Praktiken und quantifizierenden Methoden in der Interaktionalen Linguistik. Dieser Forschungsansatz arbeitet mit Daten aus gesprochenen Interaktionen, die in Korpora aufbereitet sind. Die Auswertung der Korpusdaten umfasst sowohl Schritte, die aus der Analyse von Schriftkorpora bekannt sind, als auch solche Schritte, die spezifisch für die Analyse mündlicher Daten sind. Ein zentraler Prozess, der sowohl bereits interpretativ ist als auch der eigentlichen Ergebnisinterpretation vorausgeht, ist die Kodierung der Korpusbelege. Kodiert werden in der Interaktionalen Linguistik sowohl klassische sprachwissenschaftliche, z. B. syntaktische Kategorien als auch für Ansätze zur gesprochenen Interaktion spezifische Kategorien, z. B. im Bereich der Prosodie und der verbalen Handlungen. Der Artikel stellt zunächst vorhandene Korpora, typische Fragestellungen und methodische Vorgehensweisen der Interaktionalen Linguistik vor. Anschließend wird anhand zweier Beispiele aus eigenen interaktionslinguistischen Untersuchungen zur verbalen Pseudo-Koordination im Deutschen (Sie können sich nicht hinstellen und sagen: »Das geht nicht.«) gezeigt, welche interpretativen Herausforderungen Kodierkategorien und Quantifizierungen im Bereich der Prosodie und Pragmatik bergen. Abschließend wird reflektiert, inwiefern der Begriff der Hermeneutik für die diskutierten interpretativen Prozesse passend ist.