Ich sage oft zum Scherz, dass ich auch in Madison hätte geboren werden können und dann womöglich Präsident der Vereinigten Staaten geworden wäre. Tatsächlich sah ich meinen Vater das erste Mal, als ich ungefähr sechs Monate alt war. Meine Mutter, R. Rajalakshmi, war Dozentin an der Annamalai University in Chidambaram, und tagsüber küm-merten sich Tanten und Großeltern um mich, wie es bei indischen Großfamilien typisch ist. Als ich ungefähr eineinhalb Jahre alt war, gingen meine Eltern nach Ottawa, wo mein Vater mit einem Stipendium des National Research Council forschte. Sie kehrten nach etwas mehr als einem Jahr wieder zurück, und während ihrer Abwesenheit wurde ich von meiner Großmutter und meiner Tante Gomathi, der ich bis heute sehr nahestehe, erzogen.Als ich drei war zogen meine Eltern nach Baroda (heute besser unter dem gujaratischen Namen Vadodara bekannt, der auf das häufige Vorkommen von Banyanbäumen anspielt), wo meinem Vater in ungewöhnlich jungem Alter die Leitung der neuen Abteilung für Biochemie an der Maharaja Sayajirao University übertragen wurde. Die Abteilung bestand anfangs aus nichts als den bloßen Räumlichkeiten, und weder Personal noch Ausrüstung waren vorhanden. Mein Vater kaufte eine Tischzentrifuge zur Aufreinigung von Enzymen, wobei er Eis aus einer nahegelegenen Eisfabrik beschaffte, um damit die Zentrifuge zu kühlen und die empfindlichen Enzyme während der Prozedur kalt zu halten. Mit diesem Instrumentarium schaffte er es, kurz hintereinander zwei Paper in Nature zu veröffentlichen. Schon bald nach Beginn des Projekts kamen mir wieder Gedanken wegen der Fördermittel. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was mit einem Antrag an die NIH passieren würde, in dem stand, dass wir keine guten Kristalle der 30S-Untereinheit hatten, aber einige Ideen, wie wir diese bekommen könnten, und wir außerdem auch Ideen über die 50S-Untereinheit hatten, obwohl eine andere Gruppe schon seit fast einem Jahrzehnt an guten Kristallen arbeitete. Da ich selbst schon als Gutachter tätig war, konnte ich mir ausmalen, wie man über meinem Antrag in Gelächter ausbrechen würde. Auf der anderen Seite wusste ich, dass das LMB, wo ich mein Sabbatical verbracht hatte, eine lange Tradition in der Förderung genau dieser Art schwieriger, aber fundamental wichtiger Projekte pflegte. Darüber hinaus könnte ich auf weltweit führende Expertise in kristallographischen Methoden zurückgreifen, falls es technische Probleme gäbe.Also schrieb ich erneut Richard Henderson, der mittlerweile der Direktor des LMB war, und wir vereinbarten ein Treffen am Rande einer Ribosomen-Konferenz in Stockholm, zu der ich ohnehin unterwegs war. Nach meinem Vortrag, den ich über ribosomale Proteine hielt, unterhielt ich mich für ein paar Stunden mit Richard und Tony Crowther (der gemeinsam mit Richard die Abteilung leitete) über das "RibosomenProblem". Sie waren an meinen Ideen interessiert, wollten wissen, wie es mit der Konkurrenzsituation auf dem Gebiet aussah, welche Ansätze fehlgeschlagen waren, welche Auflösung man erreichen musste, um einen me...