Zusammenfassung: Der Beitrag von Institutionen-Vielfalt im Finanzsektor zu nachhaltigem Wachstum und Finanzstabilität – insbesondere die Rolle effektiver lokaler Bankstrukturen – wird nicht selten unterschätzt, sei es im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit oder in der strukturpolitischen Diskussion in den hochentwickelten Volkswirtschaften. Dabei kommen in jüngster Zeit mehr und mehr Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass Finanzinstitute mit einem Geschäftsmodell, welches die Pflege langfristig angelegter Geschäftsbeziehungen zu breiten Bevölkerungsschichten und zu mittelständischen Unternehmen vor Ort in den Mittelpunkt stellt, in der Tat einen positiven Einfluss auf Wirtschaftsentwicklung und Stabilität ausüben. Diese Untersuchungen reichen von Studien über Faktoren, die inklusive Finanzstrukturen in Entwicklungsländern vorantreiben helfen, bis hin zu vergleichenden Analysen der Geschäftsergebnisse unterschiedlicher Bankengruppen in Folge der globalen Finanzkrise. Diese Forschungsergebnisse werden überdies auch bestätigt, wenn man die spezifischen Erfolgsfaktoren hinter der mehr als 200-jährigen Geschichte des deutschen Sparkassen- und Genossenschaftsbankwesens einmal genauer unter die Lupe nimmt. Zu solchen Faktoren gehören unter anderem: Die Konzentration ihrer Aktivitäten auf eine geographisch begrenzte Region bei gleichzeitiger Zusammenarbeit in einem „Verbund“ (das heißt in einem Netzwerk autonomer Institute); die Förderung des Sparens und eine Fokussierung auf das Einlagengeschäft, und last but not least, ein Mandat, sich für das wirtschaftliche und soziale Wohl der Region einzusetzen, und zwar auf der Basis von nachhaltiger Ertragskraft und finanzieller Solidität anstatt enger Ausrichtung auf kurzfristige Profitmaximierung. Ähnliche Erfolgsfaktoren finden sich auch in einer Reihe von Entwicklungsländern im Zusammenhang mit dem Aufbau eines heimischen Finanzinstitutionengefüges und damit einhergehenden dezidierten Anstrengungen zur Förderung von Mikrofinanzinstituten und lokal verankerten Banken, deren Angebot an Finanzdienstleistungen nicht zuletzt auf die Bedürfnisse der ärmeren Bevölkerungsschichten ausgerichtet ist.
Summary: The contribution of institutionally diversified financial sectors to more sustainable growth and financial stability—in particular the role of effective local banking structures—is not always fully appreciated, whether in the context of development cooperation or in policy discussions in the advanced economies. At the same time, a growing number of studies—ranging from analyses of the drivers of financial inclusion in developing countries to assessments of various banking groups’ performance during and after the global financial crisis (GFS)—find that financial institutions whose business models focus on local economies, retail and relationship banking do, indeed, have a positive impact on economic development, growth and financial stability. Those findings are also supported by a closer examination of the factors, which contributed to the successful evolution of the German savings banks and cooperative banks over a period of more than 200 years. These factors include: the concentration of their banking activities on a limited geographical region while working as a network of cooperating autonomous institutions; the prioritization of savings mobilization; a mandate to serve the economic and social wellbeing of the local region, while remaining profitable and financially viable over the long run, rather than narrowly focusing on profit maximization. Similar success factors can also be observed in the context of financial institution building and the deliberate promotion of locally oriented and people-focused microfinance and banking institutions in several developing economies.