ZusammenfassungDer Augenpatient, in dessen Diagnostik und Therapie der Radiologe involviert ist, leidet gewöhnlich unter ständigem Tränenträufeln, der Epiphora. Die Epiphora ist ein häufiges Krankheitsbild und wird bei ca. 3% aller Patienten einer ophthalmologischen Praxis diagnostiziert. Epiphora ist entweder die Folge einer Überproduktion oder einer Abflussstörung von Tränenflüssigkeit infolge einer Obstruktion im Tränengangsystem. Epiphora wird am häufigsten durch Stenosen oder Verschlüsse des Tränengangsystems verursacht. Die Obstruktion ist meist im Bereich von Saccus und Ductus nasolacrimalis lokalisiert. Während in der Vergangenheit die Therapie ausschließlich operativ mittels Dakryozystorhinostomie erfolgte, wurden mittlerweile interventionelle radiologische Techniken entwickelt, die in bestimmten Fällen eine Alternative darstellen. Um die für den Patienten geeignetste Therapieform zu finden, müssen die genaue Ursache und Lokalisation der Epiphora abgeklärt werden. Hierbei stellt die in digitaler Subtraktionstechnik durchgeführte Dakryozystographie das bildgebende Standardverfahren dar. Im therapeutischen Bereich sind die interventionellen radiologischen Techniken der Dakryozystoplastie gegenüber den operativen Verfahren minimal invasiv, können ambulant und in Lokalanästhesie durchgeführt werden und erhalten die normale Anatomie des Tränenapparats. Zusätzlich kann eine störende Narbenbildung vermieden werden. Bei vergleichbaren technischen und klinischen Erfolgsraten stellt insbesondere die Ballondilatation bei Stenosen eine therapeutische Alternative zur Operation dar. Auch die Stentimplantation ist bereits jetzt eine wertvolle Therapieoption für die Behandlung von Tränenwegsverschlüssen. Die Stentimplantation ist besonders bei den Patienten indiziert, die einer operativen Therapie nicht zugänglich sind oder diese ablehnen.
Schlüsselwörter: Tränenapparat · Epiphora · Dakryozystoplastie · Tränensack · Tränenwege · Ballondilatation · Stent-Implantation
Klin Neuroradiol 2005;15:50-61
AbstractThe lacrimal system has become of interest to the radiologist, as radiologic interventions, requiring adequate diagnostic work-up, have been described. The eye doctor's patients, in whose diagnosis and treatment the radiologist may be involved, usually complain of constant tearing, epiphora. Epiphora is a common ophthalmologic problem, comprising 3% of clinical visits. It results from either overproduction or impaired drainage of lacrimal fluid, because of stenosis/obstructions of tear ducts. Severity of epiphora is graded clinically according to the scale of Munk et al., that takes the number of daily dabbings into account. Epiphora is mostly caused by stenosis or complete obstruction of the nasolacrimal duct system. The most common site of obstruction is the junction of the saccus and nasolacrimal duct. While in the past, treatment of this condition was surgical (e.g., by dacryocystorhinostomy), interventional procedures have been developed and have become well established for treatment in selected cases. To identify ...