ZusammenfassungPersonalisierung ist eine verbreitete Strategie in der digitalen Welt. In sozialen Netzen sammeln und verteilen Nutzer:innen persönliche Fragmente aus ihrem Leben, während Plattform-Unternehmen auf dieser Basis Angebote und Infrastrukturen personalisieren. Ziel des Aufsatzes ist es, in dieser Situation die These zu plausibilisieren, dass die Personalisierung aufseiten der Nutzer:innen eigenen Methoden und Zielen folgt. Dies soll beitragen zur Beantwortung der Frage, welche Weisen der Personalisierung vor einer möglichen Manipulation durch Plattformen geschützt werden sollten und welche Privatheit dabei helfen kann. Zu diesem Zweck skizziere ich erstens ein sozialtheoretisches Konzept, um Personalisierung als sozio-materiellen Aufbau von Erreichbarkeit verständlich zu machen. Personalisierung in diesem Sinne ist kein digitales Phänomen, sondern eine allgemeine Form der Identifikation menschlicher Wesen und Grundlage für persönliche Beziehungen aller Art. Zweitens präsentiere ich Ergebnisse einer autoethnografischen Studie zur Herstellung von Selfie-Fotografien, die eine mögliche Form der Personalisierung aufseiten der Nutzer:innen unter postdigitalen Bedingungen illustrieren. Die Selfie-Produktion erweist sich dabei als eine verteilte und artifizielle Weise der Gestaltung persönlicher Erreichbarkeit. Im Anschluss an diese Analysen bespreche ich drittens, welche spezifischen Schutzbedürfnisse sich daraus ergeben und welche Form des Privaten zu diesen passt.