LiteraturberichtChristian Nestler Politische Systeme im Ostseeraum * Einleitung "Strandkörbe und Sozialdemokratie, Räucherhering und Mobiltelefone, Eisbrecher und vage Träume von der mittelalterlichen Hanse" (Neidhart 2007: 9), so lassen sich einige der Stereotypen über die Ostsee subsumieren. Die Geschichte der Region und des Meeres in ihrer Mitte basiert in den kurzen 12.000 Jahren ihres Bestehens auf Handel und Wissensaustausch. Durch sozialgeschichtliche Hobel, die eine Homogenität befördert haben, die in der Gegenwart das Miteinander erleichtern (Froese 2008; North 2011), bietet die Ostsee unter anderem den Sozialwissenschaften ein hervorragendes Forschungsfeld.Lässt man Stereotype und gesamteuropäische Faszinationen für den Norden (Henningsen 1995; Woolridge 2013) beiseite, ist es zunächst wichtig zu verstehen, dass der Ostseeraum ein Konstrukt ist. Dabei kann dieser im Sinne einer geophilosophischen Dynamik nach Gilles Deleuze und Félix Guattari als Idealtyp des ursprünglich "glatten" Meeres und "gekerbten" Festlandes verstanden werden (Dünne/Günzel 2006: 381 ff.). Die Region lässt sich am einfachsten über das Meer, welches ihr Kohäsionspunkt ist, fassen. Zugang zu diesem haben seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der baltischen Staaten Dänemark,