ZusammenfassungKommunalwahlen werden nicht zuletzt aufgrund ihrer geringen Wahlbeteiligung häufig als nationale Nebenwahlen betrachtet. Die Fokussierung der Nebenwahlperspektive auf nationale Einflussfaktoren führt jedoch zu einer Unterbewertung lokaler Heterogenität. Der Artikel untersucht, inwiefern lokale Kontextfaktoren, insbesondere Gemeindegröße, Wahl- und Parteiensysteme sowie die wahrgenommene Bedeutung der kommunalen Ebene einen Beitrag zur Erklärung von Beteiligungsunterschieden zwischen Kommunalwahlen leisten. Dazu analysieren wir die Wahlbeteiligung bei den Kommunalwahlen 2014 in neun Bundesländern. Die Ergebnisse zeigen, dass Wahlsysteme freier Listen einen negativen Einfluss auf die Wahlbeteiligung haben. Die Erwartung, dass die kommunale Wahlbeteiligung mit steigender Gemeindegröße abnimmt, kann hingegen nur mit Einschränkung bestätigt werden. Auch kann ein Einfluss des lokalen Parteiensystems nur unter Vorbehalt nachgewiesen werden. Gemeinden mit nationalisiertem Parteiensystem genießen zwar eine höhere Wahlbeteiligung, aber der Effekt ist nur von geringem Umfang und kann lediglich auf der Aggregatdatenebene geschätzt werden. In Einklang mit der Nebenwahlthese zeigt sich schließlich, dass die Wahrscheinlichkeit der individuellen Wahlteilnahme mit der wahrgenommenen Bedeutung der Kommunalwahlen steigt.