ZusammenfassungDie chirurgisch-onkologische Therapie von Malignomen im Becken- und
Perinealbereich geht mit einer hohen Komplikationsrate und Morbidität für
Patientinnen und Patienten einher. Moderne multimodale Therapiekonzepte, wie
etwa beim Anal- oder Rektumkarzinom mit neoadjuvanter Radio-Chemotherapie,
erhöhen die Langzeit-Überlebensrate und senken das lokale Rezidivrisiko.
Gleichzeitig geht die zunehmende chirurgische Radikalität und die höhere
onkologische Sicherheit bei weiten Resektionsgrenzen zwangsläufig mit größeren
und durch die Bestrahlung komplexeren Gewebedefekten am Beckenboden, perineal
und sakral einher. Die plastisch-chirurgische Rekonstruktion von komplexen
Defekten im Becken-Perinealbereich nach onkologischer Resektion bleibt daher
nach wie vor herausfordernd. Das rekonstruktive Rüstzeug und somit die
Behandlung solcher Defekte ist breit und reicht von lokalen und regionalen
Lappenplastiken, über muskelbasierte bis hin zu mikrovaskulären und
perforatorbasierten Verfahren. Während die Verwendung von Lappenplastiken mit
einer mittlerweile in der Literatur gut dokumentierten, signifikanten Reduktion
der postoperativen Komplikationen im Vergleich zum primären Verschluss
einhergeht, fehlt es weiterhin an belastbaren Daten, welche die postoperativen
Ergebnisse verschiedener rekonstruktiver Ansätze direkt miteinander vergleichen.
Zudem zeigt die aktuellen Datenlage, dass die Erfassung der Lebensqualität
dieser Patienten nur selten standardisiert erfolgt. Im Konsensus-Workshop der
44. Jahrestagung der Deutschsprachigen Arbeitsgemeinschaft für Mikrochirurgie
zum Thema «Rekonstruktion onkologischer-Defekte im Becken-Perinealbereich» wurde
die aktuelle Literatur diskutiert und Empfehlungen zur Rekonstruktion komplexer
Defekte in diesem Bereich erarbeitet. Das Ziel dieses Workshops bestand darin,
Wissenslücken zu identifizieren und soweit möglich einen Expertenkonsens zu
etablieren, um die Qualität in der Rekonstruktion auf diesem anspruchsvollen
Gebiet zu gewährleisten und kontinuierlich zu verbessern. Zudem wurde der
Stellenwert vom «patient-reported outcome measure» in der Beckenrekonstruktion
hervorgehoben und der Wille für dessen flächendeckenden Einsatz in einer
patienten-zentrierten Gesundheitsversorgung festgehalten.