Dieser Artikel fungiert als Einführung zum Sonderheft Schriftstellerreden. Zum einen stellt diese Einführung das Thema der Schriftstellerrede in einen umfassenden makrohistorischen Rahmen, zum anderen bespricht sie die Artikel dieses Sonderheftes unter Berücksichtigung von deren gemeinsamen Schnittstellen sowie deren Facettenreichtum. Der erste Teil dieser Einführung skizziert den geschichtlichen Hintergrund des redenden Schriftstellers und zeigt, dass die schriftstellerische Redetätigkeit im Laufe der Geschichte stark fluktuierte. Bemerkenswerterweise nahm die Zahl der Schriftstellerreden am Ende des neunzehnten Jahrhunderts, im Anfangsstadium der häufig als autonomistisch und antirhetorisch bezeichneten Moderne, wesentlich zu – eine Tendenz, die sich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts fortsetzte. Deshalb stehen im zweiten Teil die gesellschaftlichen, makrogeschichtlichen Faktoren oder Katalysatoren dieses auffälligen Wachstums im Mittelpunkt der Betrachtung. Wie sich dort herausstellt, wurde der (Wieder)aufstieg der Schriftstellerrede von einem komplexen Zusammenspiel politischer, sozialer, technisch‐medialer und mental‐kultureller Impulse nachhaltig geprägt. Auch wird in einer kurzen Überlegung untermauert, warum der Begriff „Schriftstellerrede“ die Omnipräsenz des redenden Autors am besten deckt. Schließlich bespricht der dritte Teil den inhaltlichen Kern der Artikel in diesem Sonderheft und stellt fest, dass die Artikel dank ihrer breit gefächerten Ansätze signifikante gemeinsame Nenner besitzen, zum Beispiel durch ihren Fokus auf dem Schriftsteller als Intellektuellem und auf der Rede‐immanenten Spannung zwischen dem Inhalt einerseits und dessen rhetorisch‐inszenierter Vermittlung andererseits.